: Dicke Luft in der Kantstraße
■ Greenpeace mißt hohe Abgaswerte. Verkehrsbehörde stur
Erste Ergebnisse bei Abgasmessungen von Greenpeace in der Charlottenburger Kantstraße belegen eine starke Konzentration von krebserregenden Dieselrußpartikeln und Benzolen in der Luft. Mit der Messung will Greenpeace Anträge von Anwohnern unterstützen, die die Überprüfung der Verkehrsbelastungen fordern. Nach Angaben von Greenpeace- Sprecher Devadas Lapp-Zens, hat sich das zuständige Landespolizeiverwaltungsamt bisher allerdings geweigert, entsprechende Gutachten in Auftrag zu geben. Bei einem Gespräch mit dem zuständigen Behördenmitarbeiter Renwanz, habe dieser betont, für die Kantstraße werde es keine Prüfung und keine Abwägung geben, da das Resultat bereits bekannt sei. Die Kantstraße sei eine Hauptstraße, unabhängig von der Schadstoffkonzentration würden daher keine verkehrsverändernden Maßnahmen eingeleitet. Greenpeace brach daraufhin die Gespräche ab. Rewanz war gestern zu einer Stellungnahme nicht zu erreichen.
„Natürlich muß man das überprüfen“, widersprach Sabine Wolff, Sprecherin der Senatsverkehrsverwaltung. Eine Umleitung würde aber auch die Autoabgase nur verlagern. Bereits seit 1991 fordert der Bezirk Charlottenburg Tempo 30 und Busspuren für die Kantstraße. In neun Gerichtsverfahren wurde die Verkehrsbehörde schon zu einer Überprüfung verurteilt. In sechs Fällen legte sie Widerspruch ein. „Für krebserregende Stoffe dürfte es eigentlich gar kein Grenzwerte geben“, forderte Lapp-Zens. Der Länderausschuß Immissionsschutz hatte 2,5 Mikrogramm Benzol pro Kubikmeter Luft als gerade noch akzeptabel bezeichnet. Eine noch nicht gültige Bundesimmisionsschutzverordnung fordert eine Überprüfung bei Konzentrationswerten über 15 Mikrogramm. In der Kantstraße lagen die gemessenen Mittelwerte bisher bei etwa 20 Mikrogramm. Gereon Asmuth
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