: Mord an Kambodschaner
■ Oscar-Preisträger Ngor wurde durch den Film „The Killing Fields“ bekannt
Los Angeles – (AP/dpa/taz) Der kambodschanische Schauspieler und Oscar-Preisträger Haing S. Ngor ist vor seinem Haus in Los Angeles erschossen worden. Wie die Polizei gestern mitteilte, wurde die Leiche des 45jährigen in der Nähe seines Autos gefunden. Offenbar sei Ngor bei seiner Rückkehr nach Hause erschossen worden. Über mögliche Täter und Motive verlautete nichts.
Ngor hatte 1984 für seine Mitwirkung in dem Film „The Killing Fields“ einen Oscar für die beste Nebenrolle erhalten. Er war eigentlich Arzt. In seiner Heimat wurde er von den Roten Khmer gefangengenommen und jahrelang gefoltert. Mehr als eine Million Menschen starb unter dem Regime der Roten Khmer zwischen 1975 bis Ende 1978. Ngor überlebte. Schließlich gelang ihm die Flucht nach Thailand.
Später kam er in die USA. Dort gab ihm der Regisseur Roland Joffe in seinem vielfach ausgezeichneten Film die Rolle des Kambodschaners Dith Pran, der als Assistent und Übersetzer des amerikanischen Reporters Sidney Schanberg in den blutigen Kämpfen des Landes umkommt. Der wirkliche Dith Pran hatte ebenfalls fliehen können. Der Film „Killing Fields“ basierte auf Ngors Bericht und Aufzeichnungen Schanbergs.
Auch im 1993 gedrehten Vietnamfilm des US-Regisseurs Oliver Stone „Zwischen Himmel und Hölle“ spielte Haing S. Ngor mit.
Da gestern unklar war, wer Ngor ermordet hat, war ebenfalls offen, ob die Tat politische oder private Hintergründe hat. Ngor hatte sich in der Vergangenheit verschiedentlich über die Lage in Kambodscha geäußert. Auch nach der UNO-Intervention und den Wahlen in dem südostasiatischen Land im Mai 1993 gibt es bittere Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern verschiedener politischer Fraktionen. Diese reichen oftmals bis hinein in die exilkambodschanischen Gemeinden. Die meisten AuslandskambodschanerInnen leben in den USA, in Frankreich und Australien.
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