: Wem gehört die Mitte?
■ Stadion der Weltjugend: Städtebaulicher Ideenwettbewerb entschieden
Auf dem Gelände des abgerissenen Stadions der Weltjugend sollen in typisch Berliner Blockbebauung etwa 2.000 Wohnungen für „großstädtische“ BerlinerInnen gebaut werden. Außerdem ist die Integration des Panke-Parks in das Wohngebiet, Platz für eine Kita, eine Sporthalle und mehrere Sport- und Tennisplätze vorgesehen. Für diesen Entwurf erhielt gestern der Berliner Architekt Max Dudler den ersten Preis des städtebaulichen Ideenwettbewerbs „Chausseestraße“.
Darüber, wer und was großstädtisch ist, stritten sich schon bei der Vorstellung der preisgekrönten Modelle die parteilose, für die PDS aufgestellte Baustadträtin des Bezirks Mitte, Karin Baumert, und der neue Stadtentwicklungssenator Peter Strieder. Baumert monierte, daß in Dudlers Entwurf keine freistehende Kita und auch kein Kinderbauernhof vorgesehen sei, obwohl beide Einrichtungen Wettbewerbsvorgaben waren. „Für Dudler sind Singles großstädtisch, nicht Familien mit Kindern oder Rentner, die schon im Bezirk wohnen“, kommentierte sie die Architekturplanung. Strieder hat keine Probleme mit Bauernhöfen, „aber ich würde formulieren: Kinder auf den Bauernhof, nicht Kinderbauernhof in die Stadt“, konterte er die Kritik der Baustadträtin. Strieder gab in seinen Erläuterungen der innerstädtischen dichten Bebauung den Vorzug gegenüber großzügigen Freiflächen. Er gab aber zu, daß man noch darüber diskutieren müsse, was eigentlich großstädtisch sei.
Dudler muß seinen Entwurf jetzt anhand der Auflagen der Wettbwerbsauslober überarbeiten. Aber auch danach ist die eigentliche Gestaltung des Gebiets noch völlig ungewiß. Es gibt noch keine Investoren für die städtebaulichen Ideen, die gestern so engagiert diskutiert wurden. Barbara Junge
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