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Höhenflieger abgestürzt

Ostdeutsche Tochterfirmen des österreichischen Baukonzerns Maculan auch pleite. Landesregierungen und Treuhandnachfolgerin wollen helfen  ■ Von Toralf Staud

Berlin (taz) – Das ostdeutsche Imperium des Wiener Baukonzerns Maculan ist nur noch ein Scherbenhaufen. Nachdem am Donnerstag die Dachgesellschaft Gesamtvollstreckung beantragt hat, meldeten sich gestern mindestens zehn Tochterfirmen bei ihren Konkursrichtern. Vor einer ungewissen Zukunft stehen nun unter anderem die beiden Dresdner Betriebe Spezialbau Sachsen und Bau Union Süd, die RHT Riesaer Hoch- und Tiefbau sowie die Berliner Firmen IHB Ingenieurhochbau und Maculan International. Getrennt voneinander hoffen sie auf ein Überleben, nachdem die Rettung der Maculan-Holding an Meinungsverschiedenheiten der deutschen und österreichischen Gläubigerbanken gescheitert war.

Die Landesregierungen in Sachsen und Sachsen-Anhalt sowie die Treuhandnachfolgerin BvS erklärten, daß sie „aktiv an Auffanglösungen mitwirken“ wollen. „Möglich ist das gesamte übliche Instrumentarium“, sagte Armin Reck, Sprecher des sächsischen Wirtschaftsministeriums, nämlich Bürgschaften, stille Beteiligungen oder arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wie ABM oder Kurzarbeit. „Wir arbeiten intensivst an einer Lösung, im Sinne der Unternehmen möchte ich öffentlich nichts Genaues sagen.“ Allein in Sachsen sollen 1.300 Arbeitsplätze bei Maculan gefährdet sein, in ganz Ostdeutschland rund 4.200. Hinzu kommen noch die Jobs bei Zulieferern und Subunternehmern.

Das Schuldzuweisungskarussell dreht sich unterdessen auf Hochtouren. Maculan-Holding-Geschäftsführer Werner Hussel kritisierte die Banken, sie hätten ein bereits ausgehandeltes Sanierungskonzept platzen lassen. Rudolf Steinmann vom Bundesvorstand der Gewerkschaft IG Bau- Agrar-Umwelt erklärte: „Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß hier auf dem Rücken von Tausenden von Bauarbeitnehmern eine rigorose Marktbereinigung betrieben wird.“ Ähnlich äußerte sich der sächsische Wirtschaftsminister Kajo Schommer (CDU). Die drei österreichischen Hauptgläubigerbanken besitzen jeweils eigene Baufirmen.

Die österreichische Creditanstalt verwies dagegen auf unverantwortlich hohe Haftungsrisiken, die sie bei einer Umsetzung des Maculan-Sanierungskonzepts eingegangen wäre. Der Betriebsrat machte vor allem Managementfehler für die finanzielle Schieflage von Maculan verantwortlich. Bauminister Klaus Töpfer (CDU) wies Vorwürfe zurück, die Treuhand habe leichtfertig zu viele DDR- Baufirmen an Maculan verkauft.

Seit 1990 hatte der Österreicher Alexander Maculan insgesamt acht Unternehmen mit Tausenden von Mitarbeitern übernommen. Sein Ziel war es, aus dem väterlichen Baubetrieb Hofmann + Maculan einen Konzern zu machen. Die Hälfte des Umsatzes (2,2 Milliarden Mark) machte die Gruppe in Ostdeutschland. Offenbar haben die schnelle Expansion und die harte Konkurrenz in den neuen Ländern Maculan, der 1993 in Österreich noch zum Manager des Jahres gewählt wurde, überfordert.

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