: Leeson hat vorgesorgt
■ Baring-Spekulant richtete Privatkonten in Deutschland ein
London (dpa) – Nick Leeson sitzt in Singapur seine Haftstrafe ab. Zu sechs Jahre haben ihn die Richter wegen Betrugs verurteilt. Doch der Mann, der die Londoner Baring-Bank an den Rand des Ruins trieb, hatte schon länger für sich selbst vorgesorgt. Nach einem Bericht der Sunday Times soll Leeson auf sechs Konten in Deutschland über 23 Millionen Pfund geparkt haben.
Die kleine Rücklage ist in Dollar angelegt und auf Konten in Berlin, Frankfurt und München einbezahlt worden. Vier von ihnen liefen auf den Namen einer indonesischen Holdinggesellschaft, zwei auf Leesons Namen.
Die Konten sollen 1994 eröffnet worden sein, Monate vor dem spektakulären Zusammenbruch der Baring-Bank. Die Fahnder, die danach unter dem Decknamen „Operation Turmfalke“ nach verschwundenen 850 Millionen Pfund suchten, fanden heraus, daß die Konten von deutschen Gesellschaften eingerichtet wurden, die wiederum indonesischen Firmen gehörten. Diese Unternehmen seien im Juli 1994 gegründet worden, als Leesons Geschäfte besonders großen Umfang annahmen.
Obwohl die Fahnder über die Konten Bescheid gewußt hätten, stellten sie keinen Antrag, diese Gelder einfrieren zu lassen, berichtet die Sunday Times. „Die Entdeckung der Bankkonten in Deutschland weckt Zweifel an der Feststellung der Bank von England und der Behörden in Singapur, daß sich Leeson nicht bereichert habe“, schreibt das Blatt. Lisa Leeson, Nicks Ehefrau, versichert, daß sie von den Konten ihres Mannes nichts gewußt habe.
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