Südlichster Vorort Kopenhagens

■ Auch Hamburg wirkt 1996 in Europas Kulturhauptstadt

Noch vor 130 Jahren lag die Grenze zu Dänemark bei Altona. Heute ist das Nachbarland etwas weiter weg und hat kaum das Image eines nahen Kulturzentrums. Dabei liegt Kopenhagen kaum ferner als Berlin und deutlich näher als Frankfurt.

Dieses Jahr ist die dänische Metropole „Kulturhauptstadt Europas“ und die mehr als 250 Millionen Mark teuren Kulturaktivitäten strahlen in den ganzen Ostseeraum und bis Hamburg aus. Am Montag wurde auf einer Pressekonferenz im Thalia Theater das Gesamtkonzept, die deutsche und Hamburger Beteiligung vorgestellt.

In 96 Containern aus 96 Hafenstädten stellt ab Mai „Art Across Oceans“ internationale, multi-ethnische Kunst auf einem ehemaligen Hafenkai aus. Hamburg ist vertreten mit Lutz Dammbeck, der ein transportables, künstlerisch-wissenschaftliches Labor verschifft hat. Ein anderes Projekt verbindet zehn Länder und sechzehn Städte um die Ostsee, von Turku und Oslo zu St. Petersburg, Riga, Danzig, Rostock, bis Kiel und eben auch Hamburg. ArtGENDA 96 ist ein alle Sparten von Comic bis Jazz, von Mode bis Kunst umfassendes Festival, eine internationale Plattform für 700 junge Künstler unter dreißig, die für ihre Region wegweisend sein können, dreißig Einzelpersonen und Gruppen davon aus Hamburg.

Für die bildende Kunst sind das die Thematik Haus und Herd mit ihren Objekten umkreisenden Künstlerinnen Ute Bergk und Marnie Moldenhauer, der Hamburg-Stipendiat 95 Wolf von Waldow und Carsten Jacobsen mit seinen kleinen Holzfiguren. Sie zeigen ihre Arbeiten, die im weitesten Sinne mit dem Ausstellungsthema „Heimat“ zu tun haben, ab 29. März in Oeksnehallen, einem ganz neu zur Ausstellungshalle umgebauten Schlachthof.

Zu den Hunderten von Gastspielen sind nicht nur Weltberühmtheiten wie Pina Bauschs Tanztheater geladen, auch die Kampnagel-Produktion Die Kommandeuse von Gilla Cremer sowie zwei Thalia-Produktionen. Neben den Aufführungen interessiert auch das Konzept eines erfolgreichen Stadttheaters selbst. So gibt es ein Rahmenprogramm mit Filmwoche, Seminar und Workshops mit Jürgen Flimm zum Thema „Stadttheater“.

Da es zu teuer gewesen wäre, die für eine Einladung vorgesehene Black Rider-Produktion nach Kopenhagen zu bringen, kam man auf eine originelle Lösung: Statt des Ensembles werden die Besucher transportiert – und zwar nach Hamburg, wo es Ende Juni einen Black Rider gibt, zu dem nur in Kopenhagen Karten verkauft werden. Somit ist Hamburg der am weitesten vom königlichen Schloß entfernte Veranstaltungsort vom Projekt „Copenhagen 96“. Hajo Schiff