Killt Bonzensteuer Arbeitsplätze?

■ Die deutschen Hersteller von Nobelwagen beschweren sich über die neue Dienstwagensteuer der Bundesregierung

Genf (taz/dpa) – Pünktlich zum Beginn des Genfer Autosalons heulen die deutschen Kfz-Hersteller auf: Wegen der Dienstwagensteuer sind nach Einschätzung von Mercedes-Chef Helmut Werner etwa 6.000 Stellen in der deutschen Automobilindustrie in Frage gestellt. Der Branche drohe durch die schärfere Besteuerung ein Umsatzausfall von insgesamt etwa vier Milliarden Mark, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stuttgarter Mercedes-Benz AG am Montag abend in Genf bei einer Veranstaltung.

Nach dem Jahressteuergesetz wird die private Nutzung von Dienstwagen seit Jahresanfang in der Einkommensteuer mit einem Prozent des Listenpreises versteuert. Auch bei BMW und Porsche drücke die Dienstwagensteuer auf das Geschäft, heißt es. Warum ein Gratisporsche für den Geschäftsführer nicht versteuert werden soll wie andere sogenannte „geldwerte Vorteile“ auch, wurde nicht weiter ausgeführt. Die Begründung dürfte auch schwerfallen. Schließlich haben andere Leute schon Steuernachteile, wenn sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren anstatt mit der eigenen Karosse. Dann können sie die hohen Kilometerpauschalen nicht mehr absetzen.

1995 hatten die Autohersteller 152 Milliarden Mark umgesetzt. Mercedes wolle 1996 erstmals über 600.000 Pkw und über 330.000 Nutzfahrzeuge absetzen, sagte Werner vor dem Genfer Autosalon (7. bis 17. März), allein im Januar stiegen die Zulassungen um 15 Prozent. 1995 hatte der Hersteller 580.000 Personenwagen und 320.000 Nutzfahrzeuge verkauft.

Das laufende Jahr wird nach Werners Einschätzung für die gesamte Automobilbranche wenig Anlaß zu Euphorie geben. Vor allem in Europa gebe es zahlreiche gesamtwirtschaftliche Fragezeichen. Weil die privaten Konsumenten in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit vorsichtig geworden sind, setzt Mercedes-Benz wieder auf eine Firmenkonjunktur.

Deshalb wohl auch die Empfindlichkeiten bei der Dienstwagensteuer. Wenn die Unternehmen ihren Mitarbeitern weiterhin gratis einen Firmenwagen zur Verfügung stellen, müssen sie die Steuer extra auf deren Konten überweisen. In Zeiten allgemeinen Sparzwangs wird dann das Undenkbare denkbar: Der Chef fährt statt mit Nobelkarossen aus Stuttgart oder München einfach mit einem Volkswagen bei Geschäftsfreunden vor – am Ende greifen ganz wenig nationalbewußte gar zu japanischen Marken. rem