Ärztekammer räumt auf

■ Vorstand entließ Geschäftsführer und stellte Strafanzeige

17 Jahre lang war Werner Arens Geschäftsführer der Bremer Ärztekammer. Nun wurde er geschaßt. Mehrere hundertausend Mark soll er unterschlagen und auf ein Privatkonto umgeleitet haben. Gestern stellte der Vorstand der Ärztekammer Strafanzeige.

Zu diesem Schritt sah sich der neue Vorstand der Ärztekammer gezwungen. Nur wenige Tage, nachdem der 20 Jahre lang amtierende, gleichwohl intern umstrittene Kammer-Präsident Karsten Vilmar im Februar von Dr. Ursula Auerswald abgelöst worden war, erhielt der neue Vorstand, so Auerswald, „von außen“ Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten im Kammerhaushalt.

Sofort wurde die KPMG Deutsche Treuhand Gesellschaft mit der Prüfung der Bücher beauftragt. Deren Gutachten vom 21. Februar stellt fest, daß sich Arens regelmäßig aus der Kammer-Kasse bediente. Der Vostand forderte ihn in einem Ultimatum auf, die Gelder zurückzuzahlen und seine fristlose Kündigung anzuerkennen. Da Arens die Frist untätig verstreichen ließ, folgte der Vorstand dem Ratschlag der Juristen: Er schaßte den Geschäftsführer und stellte Strafanzeige.

Hätte der KPGM, die schon unter Arens die Bilanzen der Kammer erstellte, nicht früher etwas auffallen müssen, fragt man sich innerhalb wie außerhalb der Ärzteschaft. Die KPMG, erklärt Auerswald, habe die Zahlen von Arens erhalten und für die Bilanzen weiterverarbeitet. Die KPMG hatte nicht die Aufgabe, die Herkunft der Zahlen zu überprüfen. Einen tieferen Einblick in die Finanzen der Kammer hatten allein Werner Arens und der Kammerpräsident Karsten Vilmar.

Zwischen beiden bestand, wie allgemein bekannt und von Auerswald bestätigt, „ein tiefes Vertrauensverhältnis“. Dennoch glaubt die neue Präsidentin nicht, daß ihr Vorgänger von den Finanzeskapaden seines Geschäftsführers gewußt hat. „Ich gehe davon aus, daß Herr Vilmar nichts damit zu tun hat“, erklärte sie gegenüber der taz. Es gehöre nicht zum Aufgabenbereich des Kammerpräsidenten, sich um die Finanzen zu kümmern. Wer aber, wenn nicht Vilmar, zeichnet verantwortlich dafür, daß niemand außer ihm und Arens durchblickten, und daß die KPGM an der kurzen Leine agierte?

Bis gestern war die Strafanzeige des Ärztekammer-Vorstandes noch nicht bei der Staatsanwaltschaft eingetroffen. Daher kann diese noch nicht sagen, ob auch Ermittlungen gegen Karsten Vilmar notwendig werden. Ursula Auerswald bleibt vorerst, den angeschlagenen Ruf der „ins Gerede gekommenen Ärzteschaft“ wieder aufzubessern. Das Finanz-Controlling in der Kammer jedenfalls wird, verspricht sie, zukünftig wesentlich strenger ausfallen. dah