: Bertelsmann läßt sich mit „Citizen Murdoch“ ein
■ Holding für Digital-TV gegründet. Murdoch will auch bei premiere dabeisein
Berlin (taz) – Vor kurzem noch waren sie wie Feuer und Wasser: Nie wollte der pietistisch angehauchte Bertelsmannkonzern sich mit dem skrupellosen Rupert Murdoch verbünden. Schließlich hat es nach dem ersten kleinen Murdoch- Engagement in Deutschland – bei der Rettung von Bertelsmanns Pleitesender Vox – Krach zuhauf gegeben: die Unternehmensphilosophien waren diametral entgegengesetzt. Doch jetzt gab bei Bertelsmann-Chef Mark Wössner offenbar die Angst den Ausschlag, Murdoch könnte in Deutschland zum gefährlichen Konkurrenten werden. Der verfügt nämlich, anders als die Gütersloher, massenhaft über die nötigen Programminhalte für digitale Fernseh-Pakete. Statt miteinander zu konkurrieren, gründen beide Mediengiganten jetzt gemeinsam mit dem französischen Pay-TV-Unternehmen Canal+ eine Holding für Digital-TV: Jeder bekommt 30 Prozent, die restlichen 10 Prozent hält der französische Konzern Havas, Hauptgesellschafter der CLT. Die Holding soll in Deutschland exklusiv den Pay-Kanal premiere beliefern. Damit steht so gut wie fest, daß es vorläufig nur zwei große Programmanbieter geben wird: die Kirchgruppe und die Allianz Bertelsmann/Canal+/Murdoch. Die CLT, die sich in den letzten Wochen vergeblich um ein Zusammengehen mit Murdoch bemüht hatte, dürfte das Nachsehen haben: Sie hat zwar gestern angekündigt, auch weiter digitale Pläne zu verfolgen – doch wo nimmt sie die Programme her? Murdochs TV- Firma BSkyB hat derweil in London angekündigt, daß sie sich auch als Gesellschafter mit 25 Prozent an premiere beteiligen will. Doch dem müßte Leo Kirch zustimmen, der auch ein Viertel des Senders besitzt. Es sei denn, Kirch, der seine digitalen Pläne längst separat verfolgt, würde seine Anteile verkaufen. Doch dafür gibt es, sagte gestern Ufa-Sprecher Nikolaus Formanek der taz, keine Anzeichen. Kein Wunder: premieres Digital-Start noch eine Weile als Mitgesellschafter zu behindern, ist für Kirch weit lohnender. Michael Rediske
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