Buschtrommeln für die Eigenständigkeit

■ Die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ wehrt sich gegen die geplante Übernahme durch die HdK: „Völlig falsch und kaum Spareffekt“

Im Foyer dröhnten die „Buschtrommeln“ der StudentInnen, bei der Pressekonferenz erklangen die Klagelieder: „Wir haben von dem Beschluß aus der Presse erfahren“, sagte der Rektor der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“, Klaus Völker. Die Pläne, die Hochschule dem Fachbereich Schauspiel der Hochschule der Künste (HdK) anzugliedern, stießen auf herbe Kritik. Die Entscheidung, ein Ergebnis der Sparklausur des Berliner Senats vom vergangenen Wochenende, sei „völlig überraschend“ gekommen und beunruhige ihn „zutiefst“, sagte Klaus Völker. Bisher habe er vom Senat keine Begründung für diesen Schritt erhalten.

Unterstützung für die Forderung nach Eigenständigkeit gibt es derweil von allen Seiten: Jürgen Flimm, Intendant des Hamburger Thalia-Theaters, schrieb: „Der hohe Ausbildungsstandard der Hochschule Ernst Busch, auf den wir schon vor der Wende mit Neid geblickt hatten, kommt seit 1989 auch den westdeutschen Theatern zugute.“ Eine Zusammenlegung, so Flimm, lasse „gravierende Einbußen dieses Standards“ befürchten. Als eine „Einrichtung von außerordentlicher Qualität“ rühmt der Generalintendant des Bremer Theaters und ehemalige Chefdramaturg des Maxim Gorki Theaters, Klaus Pierwoß, die ehemalige Ostberliner Schauspielschule: „Die Kontinuität dieser Qualität muß gewährleistet bleiben durch institutionelle Selbständigkeit.“

Zuspruch erhielt der gestern sichtlich aufgewühlte Klaus Völker auch von Felix Müller, dem Vorsitzenden der ständigen Konferenz deutschsprachiger Schauspielschulen in Stuttgart. Die „größte und renommierteste deutschsprachige Schauspielschule“ in die HdK zu integrieren sei „das Falscheste, was man sich ausdenken kann“.

Tatsächlich unterscheidet sich die Hochschule Ernst Busch ganz grundsätzlich von dem Fachbereich Schauspiel der HdK. Das Studium gliedert sich in vier Bereiche: Schauspiel, Choreographie, Regie und Puppenspiel. Eine in Deutschland einmalige Konstellation. Entsprechend groß ist der Andrang. Für die 180 zur Verfügung stehenden Studienplätze gibt es pro Jahr rund eintausend BewerberInnen. Um die Absolventen des Bereichs Puppenspiel reißen sich Puppentheater in ganz Europa. Im jährlichen „Bundeswettbewerb zur Förderung des Schauspielnachwuchses des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Technologie“ räumt keine andere Schauspielschule so viele Förderpreise ab wie die Hochschule Ernst Busch.

Unverständlich erscheine das Vorhaben des Senats angesichts der Tatsache, daß sich durch die Zusammenlegung mit der HdK kaum nennenswerte Beträge einsparen ließen, meinte Schauspielrektor Klaus Völker. Die Eingliederung in das Mammutunternehmen HdK sei daher am ehesten mit parteipolitischem Geplänkel zu erklären, das darauf ziele, alte Besitzstände zu wahren. Dagmar Manzel, Starschauspielerin des Deutschen Theaters und ehemalige Schülerin der Ernst-Busch- Schule, fand in ihrem Grußwort an Völker noch deutlichere Worte: „Ich halte es für eine Heuchelei und Kulturlosigkeit des Berliner Senats, eine der wichtigsten Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum schließen zu wollen, um damit die eigene Unfähigkeit im Umgang mit Finanzen und Steuergeldern zu verschleiern.“

Die Vorwürfe müssen vorerst im Raum stehenbleiben. In der Verwaltung von Kultur- und Wissenschaftssenator Peter Radunski (CDU) war gestern bis Redaktionsschluß niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Ulrich Clewing