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China schießt Raketen ins Meer vor Taiwan

■ Peking rechtfertigt Tests als „normale Übungen“. Taipeh droht mit Gegenschlägen

Peking/Taipeh (AFP) – Ungeachtet internationaler Proteste hat China mit den angekündigten Raketentests unmittelbar vor der Küste Taiwans begonnen. Drei Boden-Boden-Raketen wurden gestern auf Zielgebiete vor der Nord- und der Südspitze der Insel abgeschossen. Chinas Staatschef Jiang Zemin rechtfertigte die Tests als „normale Übungen“, die dazu dienten, die „Sicherheit und Einheit“ der Volksrepublik sicherzustellen. Laut der Nachrichtenagentur Xinhua sagte er, der Kampf um die Wiedervereinigung werde andauern, bis Taipeh sein Streben nach Unabhängigkeit einstelle. Zugleich rief er dazu auf, den „Kampf“ um eine Wiedervereinigung Taiwans mit dem chinesischen Festland fortzusetzen.

Der staatliche Rat für Festlandsangelegenheiten (MAC) Taiwans verurteilte die Tests als „rücksichtslose Drohung“, die den Frieden gefährde. Ferner drohte die Regierung in Taipeh mit Gegenschlägen, falls eine Rakete auf taiwanesischem Hoheitsgebiet landen sollte.

Die US-Regierung verurteilte die Tests als „provokativ und unvorsichtig“. Die Spannungen zwischen Peking und Taipeh müßten durch Verhandlungen entschärft werden, sagte der Sprecher von US-Präsident Bill Clinton, Michael McCurry. Am sicherheitspolitischen Dialog mit Peking wollten die USA aber festhalten.

Japans Ministerpräsident Ryutaro Hashimoto erklärte, die Lage in der Straße von Formosa nehme eine „unglückliche Wende“. Das japanische Außenministerium warnte mit Blick auf die Tests vor Gefahren für Frieden und Stabilität in Ostasien.

Die chinesischen Manöver gelten als Einschüchterungsversuch vor den Präsidentschaftswahlen in Taiwan am 23. März, bei denen Lee erneut kandidiert. China hatte wiederholt mit einer Invasion gedroht, sollte sich Taiwan für unabhängig erklären. Unterdessen veröffentlichte die Zeitung Sydney Morning Herald ein Geheimdokument der australischen Regierung. Danach würden die USA Taiwan im Fall eines Angriffs chinesischer Truppen durch die Entsendung von Soldaten helfen. In Regierungskreisen in Canberra hieß es, das Papier sei authentisch. Offiziell wurden die Pläne nicht bestätigt.

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