: Wilde Klang-Explorateure
■ Morgen im Schlachthof: das Thomas Chapin Trio braust los
In der Schlachthof-Reihe „Jazz und mehr“ sind am Dienstag Gäste aus dem New Yorker Knitting Factory Clan zu hören. Das Trio um den Saxophonisten und Flötisten Thomas Chapin hat – auf dem hauseigenen Label – gerade seine vierte CD veröffentlicht, auf der auch John Zorn ein kurzes Gastspiel gibt. Neben Chapin gehören der Bassist Mario Pavone und Drummer Michael Sarin zur Besetzung. Stilistisch lotet das Trio die musikalischen Räume zwischen Postbop- und Free-Idiomen aus, manchmal mit Anklängen an die Spielweise Mingus'. Stimmungsmäßig pendeln sie zwischen wilden Ausflügen in freie Improvisation, bluesorientiert swingenden Stücken und Klangexplorationen im Stil der europäischen Avantgarde.
Chapin bläst seine Saxophone (Alt-, Mezzo-und Baritonsaxophon) meist scharfkantig, mit angerauhtem Sound, schraubt die Linien immer wieder in expressive, berstende Diskantbereiche hoch, bewegt sich aber ebenso souverän im Terrain sanft schmeichelnder Melodiebögen.
Er spielte u.a. mit Lionel Hampton, Betty Carter, Anthony Braxton und Ned Rothenberg – Namen, die die stilistische Bandbreite des Bläsers verdeutlichen. Bassist Mario Pavone hat als Sideman von Braxton Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zusammen mit dem jungen Drummer Michael Sarin sorgt er für die abwechslungsreiche rhythmische Basis. Mal pushen die beiden, ungestüm losbrausend, die Saxophonlinien Chapins vor sich her, mal betten sie sie klangmalerisch ein.
Wer Lust auf spannenden Jazz hat, jenseits neokonservativer Traditionspflege oder akademischem Purismus, wird beim Thomas Chapin Trio sicher auf seine Kosten kommen. Arnaud
Dienstag um 20.30 Uhr in der Kesselhalle, Schlachthof
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