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Zwölftöner im Internet

■ Die Arnold Schönberg-Ausstellung in der Weserburg nähert sich dem Komponisten multimedial / Klassisch: Max Reger-Schau in der HfK

Ausstellungen über Komponisten, also über Musik: wie geht das überhaupt? Man wird sich jedenfalls etwas Besonderes einfallen lassen müssen. Susanne Popp und Susanne Shigahara haben zur Zeit in der Galerie der Hochschule für Künste in einer Ausstellung über Max Reger einen überzeugenden Weg gefunden. Den Mann, der „den Anschluß nicht verpassen wollte“ (was genau ihm passierte), den „letzten Riesen in der Musik“ (Paul Hindemith), präsentierten sie in zahlreichen Originaldokumenten aus seinem Leben und der Reger-Rezeption. Briefe gibt es ebenso zu lesen wie Karikaturen über den „Maßlosen“, was er war, egal ob er aß, trank oder komponierte. Seine häufig zweifarbigen Manuskripte geben Einblick in seine Kompositiontechnik. Eine Ausstellung also, die Werkkenntnisse voraussetzt.

Ganz anders sind Nuria Schönberg-Nono und Lawrence A. Schönberg an ihr Ausstellungskonzept über ihren Vater Arnold Schönberg herangegangen, das sie nach Venedig nun in Bremen präsentieren. Möglich gemacht hat das eine Kooperation des Neuen Museums Weserburg mit dem Bremer Theater. Noch immer ist der 1874 geborene Komponist der Avantgardist des 20. Jahrhunderts, noch immer laufen Menschen aus Konzerten heraus, wenn ein Werk von Schönberg auf dem Programm steht.

Ein Avantgardist, das hat er nie sein wollen, sondern sich immer in der Tradition verstanden, auch mit seiner „Erfindung“ der sogenannten Zwölftontechnik. Und so haben die beiden Schönberg-Kinder eine Ausstellung erarbeitet, die – so die Organisatorin Agnes Kohlmeyer – ein „Experiment und ein Versuch“ ist.

Die Ausstellung selbst wirkt auf den ersten Blick dünn. Sie zeigt chronologisch Dokumente, die beliebig wirken, die auch keine Originale sind. Macht man sich die Mühe, sie mit der begleitenden Text-CD zu durchgehen, wird der Eindruck schon ein anderer. Daß was ein Zeitzeuge in acht Jahrzehnten bewegter Geschichte erlebt hat, wird deutlich. Und damit die Persönlichkeit des 1933 nach Amerika emigrierten Komponisten, Philosophen, Dirigenten, Theoretikers und Malers. Die Ausstellung greift auch noch nach anderen Medien und wird damit eine „Ausstellung zum Hören“ (Nuria Schönberg). Zwei Videofilme laufen: einer mit Dokumenten aus Schönbergs Leben; ein anderer mit der Originalstimme des Komponisten, worin er ein Musikbeispiel kommentiert.

Doch damit nicht genug. Eine CD mit Ausschnitten liegt dem Katalog bei, und ein Paket mit vier CDs erlaubt das vertiefende Hören vor Ort. Und dann kann man noch per Com-puter die vier Abteilungen Musik, Malerei, Erfindungen und Archiv aufstöbern und sich mittels Internet mit dem Schönberg-Archiv in Los Angeles in Verbindung setzen. Der Computer war bei der gestrigen Eröffnung so umlagert, daß zu fragen ist, ob der nicht-virtuelle Teil auch noch sein Publikum findet.

Der Katalog einschließlich CD bildet die Ausstellung so exakt nach, daß sie sozusagen mit nach Hause genommen werden kann. Ein Experiment? Mitnichten: Eine wirkliche Möglichkeit, sich mit dem Werk Arnold Schönbergs zu beschäftigen. „Schönbergs Musik tut dem Hörer Ehre an, indem sie ihm nichts konzediert“. Dieser Satz von Theodor W. Adorno ist auf die aufregende Ausstellung zu übertragen.

Ute Schalz-Laurenze

Max Reger-Ausstellung in der Galerie der Hochschule für Künste, Arnold Schönberg-Schau im Neuen Museum Weserburg .

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