: Dem Aufsteiger wird der Nachwuchs geklaut
■ Fachhochschule für Technik und Wirtschaft werden die Studienplätze gestrichen
Nun hat es auch den „Shooting Star“ unter den Berliner Fachhochschulen erwischt. Die FH für Wirtschaft und Technik (FHTW) in Karlshorst soll auf 2.800 Studienplätze verzichten. Ein Drittel der ursprünglich auf knapp 9.000 Plätze ausgerichteten Hochschule soll nun gar nicht erst aufgebaut werden. Das wird vielen Schulabgängern in den Ostbezirken die Suche nach einem Ausbildungsplatz erschweren. „Jeder gestrichene Studienplatz bedeutet einen Menschen mehr auf der Straße“, warnte gestern der Sprecher der Fachhochschule, Wolfgang Franz, angesichts des sich abzeichnenden Lehrstellen-Desasters.
Aber auch die Entwicklung der 1991 gegründeten Hochschule nimmt erheblichen Schaden: Um das Fächerspektrum von Wirtschaft, Technik und Gestaltung ausfüllen zu können, braucht eine Fachhochschule eine bestimmte Mindestgröße. Gerade so interessante Studiengänge wie Restaurierung oder das Kommunikationsdesign dürften dem Nichtausbau zum Opfer fallen. Derzeit zählt die bundesweit beachtete Hochschule 6.000 Studierende.
Der Rektor Rainer Knigge zeigte sich enttäuscht, daß gestern beschlossene wissenschaftspolitische Ziele „heute überhaupt nicht mehr zählen“. Berlin habe sich von „jeglicher rationalen Bildungspolitik verabschiedet“. Knigges Sprecher Franz bezweifelte darüber hinaus, daß die erwarteten Sparmaßnahmen „in absehbarer Zeit“ erbracht werden können. Vermeintlich freie Stellen seien durch von Vorgängereinrichtungen übernommenem Personal besetzt. Die FHTW hatte sich schnell, nachdem sie als Nachfolgerin der ideologiegetränkten Hochschule für Ökonomie in Karlshorst angetreten war, den Ruf einer kreativen Schule erworben. Die Karlshorster bieten nachgefragte Studiengänge wie Museumskunde, Modedesign oder Public Management an. Sogar die in der Regel konservativen Maschinenbauer haben sich mit Studiengängen wie „Regenerative Energien“, „Verkehrstechnik“ oder „Mikrosystemtechnik“ Neues einfallen lassen. Die AbsolventInnen, die an FHs in der Regel nur vier Jahre studieren, sehen einer aussichtsreichen Zukunft entgegen – wenn sie denn ausgebildet werden. Christian Füller
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