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Auch die Berliner zahlen für den Transrapid

■ Grüne: Vorentscheidung für Trasse nach Papestraße ist bereits gefallen

Der geplante Anschluß Berlins an den Transrapid kostet entgegen anderslautender Angaben der Großen Koalition auch Berliner Steuergelder. Das behauptet der grüne Verkehrsexperte Michael Cramer. Denn obwohl in den Koalitionsvereinbarungen festgelegt ist, daß „die Transrapid-Planung nicht zu Abstrichen beim Ausbau der Bahn“ führen darf und „keine Mittel aus dem Landeshaushalt für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt werden“ sollen, geschehe eben dies, monierte Cramer gestern: Der Ausbau der Bahnstrecken nach Hamburg und Uelzen werde „allein wegen der Transrapid-Planung“ verlangsamt und für Züge mit geringerer Geschwindigkeit ausgelegt.

Außerdem zahle Berlin bei der Planung drauf: So verzögere sich die Planung der S-Bahn-Trasse nach Falkensee, weil sie wegen des Transrapids als planungsbefangen gelte. Auch seien „große Teile der Verkehrsverwaltung“ mit der Transrapid-Planung beschäftigt, was dazu beigetragen habe, daß Berlin zwischen 1992 und 1995 insgesamt über 250 Millionen Mark für den Ausbau des Schienennetzes wegen nicht erledigter Planungen an Bonn zurückgeben mußte. Schließlich werde Berlin „Millionensummen“ für die Infrastruktur der Transrapid-Bahnhöfe wie Autobahnabfahrten, Parkhäuser oder Übergänge zum ÖPNV aufwenden müssen. Die Bündnisgrünen wollen morgen im Ausschuß für Bundes- und Europaangelegenheiten einen Antrag einbringen, um über den Bundesrat die Vorbereitungen für den Bau der Transrapid-Strecke Hamburg-Berlin zu stoppen.

Bei der Frage der Trassenführung innerhalb Berlins sei die Entscheidung schon für den Endbahnhof Papestraße gefallen, meinte Cramer. Im Januar habe sich eine Gesprächsrunde von Magnetschwebebahngesellschaft und Verkehrsverwaltung auf einen Vorrang für diese Variante geeinigt. Da der Platz auf dem Fernbahnring für eine parallele Führung von S-Bahn, Fernbahn und Transrapid nicht ausreiche, müßten für den Transrapid wohl die Fernbahngleise herausgerissen werden. Sonst blieben nur noch die wesentlich teureren Varianten eines Tunnels oder eine Streckenführung auf Stelzen in etwa 20 Metern Höhe: Für Cramer allesamt „abenteuerliche Planungen“.

Ural Kalender, Leiter der Abteilung für Verkehrsplanung in der Verkehrsverwaltung, bestritt allerdings eine solche Vorentscheidung: „Es gibt noch keinen präzisen Vorschlag der Planungsgesellschaft und daher auch keine Vorrangplanung“, meinte Kalender. Auch Peter Jablonski von der Magnetschnellbahn-Planungsgesellschaft wies diese Behauptung weit von sich: „Es gibt keine Vorrangplanung.“ Die Varianten würden „absolut gleichberechtigt“ behandelt, eine Entscheidung werde es erst im Juni geben. Auch die Bauweise sei noch ungeklärt, nur „über Tunnel reden wir überhaupt nicht“. Bernhard Pötter

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