"Grüne sind verläßlich"

■ SPD-Spitzenkandidat Spöri zu einer rot-grünen Koalition in Stuttgart

taz: Sie wollen nach dem 24. März in Stuttgart mit den Grünen koalieren. Irritiert Sie da die Koalitionskrise in Nordrhein-Westfalen nicht?

Dieter Spöri: Nein. Die Situation in Düsseldorf ist für uns hier nicht schädlich, sondern positiv. Der CDU hätte es doch nur gefallen, wenn Clement zurückgewichen wäre. So aber wurde klar: Sozialdemokraten räumen auch in einer Koalition mit den Grünen der Sicherung von Arbeitsplätzen und der dazu notwendigen Infrastruktur höchste Priorität ein.

Gibt es denn Unterschiede zwischen den Grünen in Nordrhein- Westfalen und in Baden-Württemberg?

Ja, große Unterschiede. Die Grünen in Baden-Württemberg sind als erste in einen Landtag eingezogen. Sie haben mehr als zehn Jahre an parlamentarischer Erfahrung und Reifegraden ihren Kollegen in Nordrhein-Westfalen voraus. Ihre Berechenbarkeit und Verläßlichkeit bei Absprachen ist weit größer. Wenn ich Fritz Kuhn anschaue, so meine ich, daß ich mit ihm trotz aller Positionsunterschiede eine verläßliche Reform- und Modernisierungsregierung bilden kann. Baden-Württemberg braucht eine Modernisierungsoffensive, wenn wir nicht weiter hinter das rot-grün regierte Hessen und Bayern zurückfallen wollen.

Gerade Fritz Kuhn hat Sie in den letzten Tagen scharf angegriffen, Sie schürten mit der Forderung nach einer Zuzugsbegrenzung für Aussiedler nur die Angst um Arbeitsplätze und sichere Renten.

Wo ich herkomme, aus dem Milieu der Kleinbürger, ist der Stammtisch nichts Negatives. Da sind wir als Kinder früher außen herum gehockt. Ich halte es für elitär, wenn meine Position in der Aussiedlerfrage mit dem Begriff „Stammtisch“ abgetan wird. Die SPD ist kein Literatenclub.

Ist die von den Grünen geforderte Ökosteuer mit der SPD zu machen?

Kein Problem. Mir gefällt nur der Begriff Ökosteuer nicht, weil er als Kampfbegriff mißbraucht wird, da er eine Zusatzbelastung suggeriert. Jetzt muß Arbeit steuerlich entlastet werden. Die Gegenfinanzierung im Energiebereich kann nur kommen, wenn die Konjunktur wieder greift und dabei energieintensive Branchen ausgenommen werden. Interview: Philipp Maußhardt