: Ansichten des Fotografen Germin
Er habe immer den Menschen im Blick gehabt, sagt er über sein Werk. Denn es sei „der Mensch, in dem sich all das ausdrückt, was Arbeit ist und bedeuten kann. Er hat sie ja erfunden“. Germin, der Fotograf des Arbeitenden, neben Erich Andres der wichtigste visuelle Dokumentar der Hamburger Sozialgeschichte, ist die gestern in der Landesbildstelle eröffnete Ausstellung Motiviert durch Motive gewidmet. Bilder aus den Jahren 1933 bis 1972 sind dort (Kieler Straße 171, montags bis freitags 8 bis 16 Uhr, dienstags 8 bis 20 Uhr, am Samstag von 10 bis 15 Uhr) bis Ende Februar zu sehen.
Bilder aus einem 80.000 Negative umfassenden einzigartigen Werk, das seit sechs Jahren vom Hamburger Museum der Arbeit in Barmbek aufgearbeitet wird. Dem hatte der 1910 in ebendiesem Stadtteil geborene Gerd Mingram alias Germin 1989 sein gesamtes Archiv überlassen, damit es nachfolgenden Generationen nicht verlorengehe. Seine Schenkung hatte der damals 79jährige ebenso schlicht wie einleuchtend begründet: „Es ist das Museum des arbeitenden Menschen. Ich war sein Fotograf“.
Unser Foto zeigt Germins Bild vom ersten Generalstreik in Hamburg nach dem 2. Weltkrieg am 12. November 1948 gegen die Teuerungen aufgrund der Währungsreform. Statt eines Demonstrationszuges und Transparenten interpretierte Germin mit diesem Foto vom Stephansplatz das Schlagwort „Alle Räder stehen still, wenn Dein starker Arm es will“. smv
Fotos: Museum der Arbeit/Germin; Henning Scholz
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