: Durchlauferhitzer wird 10
■ Technopark BITZ zieht Erfolgsbilanz / Geburtstagswunsch: 100 Meter Hollerland
Vorne rein gehen Leute mit einer innovativen Idee. Hinten raus kommen Firmen. Das Bremer Innovations- und Technologiezentrum (BITZ) an der Uni ist laut Selbsteinschätzung ein „Brutkasten“ oder „Durchlauferhitzer“. Innerhalb von drei Jahren sollen Jungunternehmen im Bereich der „Spitzentechnologie“ fit gemacht werden für den Markt. In diesem Monat besteht das BITZ zehn Jahre. Zum Gratulieren kam gestern Wirtschaftssenator Hartmut Perschau. Er strahlte, als er ausrief: „In Bremen herrscht zur Zeit kein Mangel an schlechten Nachrichten – dies ist eine gute: Die Geschichte des BITZ ist eine Bremer Erfolgsgeschichte.“
Auf den Bremer Technopark zeigen regelmäßig alle Finger, wenn sich jemand Gedanken macht um die Zukunft der Region im Schlagschatten der drohenden Vulkan-Pleite. Innovatives im Bereich der Spitzentechnologie – wenigstens das können wir doch wohl besser als der billige Südostasiate. Seinerzeit versprach man sich: Arbeitsplätze und Steueraufkommen. Und immerhin: Sah vor zehn Jahren das Gelände des Technoparks noch öd und leer aus, drängeln sich heute die roten Backsteingebäude.
683 Arbeitsplätze wurden insgesamt geschaffen, 97 Firmen gegründet, die heute überwiegend irgendwo in Bremen sitzen. Nur zwei Pleiten, 7 Geschäftsaufgaben und drei Filialschließungen seien zu verzeichnen, teilte BITZ-Geschäftsführer Dieter Russ mit. 39 Unternehmen (im Schnitt 1 bis 5 Beschäftigte) findet man im Technopark.
Im Jahr besteht ein Zuschußbedarf von einer halben Million. Doch wenn man nur lange genug rechnet, kommt ein Plus raus: Ein Arbeitsloser oder einer, der Bremen den Rücken kehrt (Länderfinanzausgleich!), kostet 13.200 Mark im Jahr. Ein vom BITZ geschaffener Arbeitsplatz kostet einmalig 16.000 Mark.
Das BITZ bietet z.B. Absolventen der Uni, die eine erfolgversprechende Geschäftsidee haben, billige Räume, Beratung, Service-Einrichtungen und Finanzierungs-Know-How. BITZ-Kinder arbeiten in der Meß- oder Lasertechnik, bauen Steuerungen für Entsalzungsanlagen oder Videokonferenzsysteme. Die codierte Mülltonne kam aus dem BITZ, auch ein „fischpassierbares Stauwehr“. Einen Erfinder eines Perpetuum mobile mußte man abweisen.
Was wächst, braucht Platz. Der Technopark ist fast voll. Nicht ohne Sprengkraft ist der Expansionsplan von BITZ-Chef Russ: „Wir müssen über die Autobahn! Nur ein hundert Meter breiter Streifen!“ Auch der Senator denkt an eine Lösung im Zusammenhang mit der Straßenbahnlinie 4 und einer neuen Straße durch das Grünland. Der Name der Wiesen: Hollerland. BuS
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