: Ist ein Regal gefährlich?
■ Unklarheit über Razzia im Knast
Was geschah bei der Razzia am Mittwoch in „Anstalt V“ am Suhrenkamp? Das Strafvollzugsamt behauptet „gar nichts“, die Insassen beklagen, daß der S-Trupp (Sicherheitsgruppe) grundlos Zelleninventar verwüstet hat. Fest steht zumindest: In den frühen Morgenstunden hatte die S-Gruppe auf Weisung des Strafvollzugsamtes zur großen Filzaktion geblasen. 120 Zellen der Anstalt in Fuhlsbüttel wurden auf den Kopf gestellt.
„Dabei wurden systematisch Zellen zerstört oder es sind Sachen verschwunden“, so ein Insasse. Bei einem Gefangenen wurden Kaffee und Zucker in einen Behälter gekippt, angeblich um nach verborgenen Gegenständen zu suchen. Einem Insassen sei ein selbstgebasteltes Regal von der Wand gerissen worden. Während der Durchsuchung soll ein Gefangener von den Sicherheitskräften zu Boden geschleudert worden sein. Dann habe man in seinem After nach Rauschgift gesucht.
Der Vize-Anstaltsleiter Peter Apitzsch wollte Verwüstungen nicht gänzlich dementieren, machte durch die Blume deutlich, daß die S-Gruppen nicht gerade zimperlich sind. Apitzsch: „Bei Zellendurchsuchungen gerät gelegentlich schon mal etwas durcheinander.“
Justizbehördensprecherin Susanne Schill schließt vorsätzliche Beschädigungen nahezu aus. Nur: In einem Fall sei allerdings eine Kafeedose aus dem Fenster gefallen, als Beamte den Abstand der Gitterstäbe prüfen wollten. Schill: „Wenn es zu Beschädigungen gekommen ist, werden diese Gegenstände nach einer Prüfung durch die Anstalt ersetzt.“
Positiv bewertet die Behörden-Sprecherin, daß neben dem besagten Regal, ein paar Hämmerchen, etwas Geld und ein paar Krümeln Haschisch keine gravierenden anstaltsfremden Gegenstände gefunden worden seien. Einen Anlaß zur Razzia gab es nicht. Schill: „Eine reine Routinekontrolle, die dann und wann unangemeldet in allen Anstalten durchgeführt wird.“ Damit sollen böse Überraschungen wie in „Santa Fu“ vermieden werden, wo zwei Ausbrecher ein Gerätelager in ihrer Zelle hatten. kva
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen