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Zweifel ohne Ende

■ Lübecker Brand: Haftprüfungstermin

Der Libanese Safwan Eid, den die Lübecker Polizei als Hauptverdächtigen der Brandkatastrophe von Lübeck ausgemacht hat, wird am kommenden Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt. Sowohl sein Anwalt als auch Ex-MitbewohnerInnen des Flüchtlingshauses in der Lübecker Hafenstraße bestreiten vehement seine Schuld.

„Das Feuer ist nicht im ersten Obergeschoß ausgebrochen. Das haben die unmittelbar betroffenen Flüchtlinge immer wieder betont“, erklärte die zum Hamburger Antirassistischen Telefon gehörende „AG zu rassistischen Ermittlungen“ am Samstag. Doch nicht nur, daß die Zeugenaussagen der Ex-Bewohner ignoriert oder bewußt verdreht worden sein sollen, löst Empörung aus. Auch das LKA-Gutachten, das den Brandherd im ersten Obergeschoß ausgemacht hat, wird heftig angezweifelt.

So sei Silvio S. vom ersten Stock nach unten geflüchtet und dort in den Flammen umgekommen. Die Bezeichnung „erster Stock“ bedeute in vielen Sprachen Erdgeschoß (Beispiel englisch: first floor). Das LKA-Gutachten unterschlage „die Neigung des Hauses“: Hätte der Brandbeschleuniger im ersten Stock gelegen, wäre er „von der Treppe“ weggeflossen. Im Erdgeschoß hätte das LKA keine Proben genommen. Außerdem hätte das Gutachten den „Kamineffekt des Treppenhauses“ und eine „Holzverbindung“ zwischen Erdgeschoß und erstem Stock nicht berücksichtigt. Nach Informationen des Antirassistischen Telefons wird derzeit ein Gegengutachten für die Sendung Monitor erstellt.

Die Hamburger Burschenschaft „Germania“ behauptet in einem Flugblatt, daß ein „Kieler Burschenschaftler“ als „freiwilliger Feuerwehrmann“ bei dem Brand in Lübeck dabei war. Ob es derselbe war, dem der beschuldigte Libanese die Brandstiftung angeblich gestanden hat, konnte „Germania“ auf Anfrage nicht sagen. sim

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