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KommentarSchlau?

■ Borttscheller heizt Kurden-Konflikt an

Innensenator Ralf Borttscheller hat eine klare Haltung zum Krieg in Kurdistan. Es gehe nicht um einen ethnischen, sondern um einen ideellen Konflik, so referierte er am Samstag beim Türkischen Zentralverband. Die „stalinistische Kaderorganisation PKK“ kämpfe um die Macht, und diese PKK, so ließ der Senator deutlich werden, müsse mit allen Mitteln zurückgedrängt werden. Ist das schlau?

Borttscheller hat recht: In der Tat ist die PKK alles andere als eine demokratische Organisation. Daran ändert auch die alte Einsicht nichts, daß eine Revolution schließlich kein Deckchensticken ist. Aber: Selbst Borttscheller müßte erkennen, daß es der PKK offensichtlich gelingt, eine Mehrheit der kurdischen Bevölkerung hinter sich zu versammeln. Warum wohl? Kaum ausschließlich aus Angst vor den stalinistischen Kämpfern, sondern weil dort der reale Konflikt einer ethnischen Minderheit mit der zentralen Staatsmacht tobt – unabhängig von der Frage, wie die größte Organisation des Widerstandes verfaßt ist. Wir denken an den African National Congress, wir denken an die PLO, und wir wissen, daß es klug gewesen wäre, mit diesen Kräften frühzeitig Kontakt aufzunehmen – auch, um dort das Terrain nicht den härtesten Hardlinern zu überlassen. Borttscheller stiehlt sich aus dieser politischen Verantwortung, und letztlich heizt auch er den Konflik noch an. Am Newroz-Fest, beim Türkischen Zentralverband. Nicht besonders schlau. Jochen Grabler

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