■ Standbild: Hallo Cathrine!
„Auf der Straße der Erinnerung“, Fr., 20.15 Uhr, ARD
War das ganze Rummel die Tage zuvor bloß ein schöner Reklametrick, damit die Sendung ja die rechte Beachtung findet? Oder hattest Du bei Deinem Geburtstagsständichen einfach die Nerven blank, warst ängstlich, vielleicht nicht genug gewürdigt zu werden? Ach, Kathrin, oh weh, Caterina Valente: Hattest Du das nötig? Anwälte zu beschäftigen, weil Du die Femmage nicht vor der Ausstrahlung abnehmen durftest? Kam Dir das nicht selbst billig vor? Wir waren's jedenfalls zufrieden, so schön und erhellend wird sonst niemand aus dem hiesigen Unterhaltungsgewerbe im Fernsehen bei uns gefeiert, samt erzählten Dramen und Anekdoten.
So hat Deine Mutter Dir nach ersten Bühnenexperimenten gesagt, daß es „scheiße“ sei, was Du da machst, und immer „scheiße“ bleiben werde. War Dir das peinlich? Dabei hast Du's ihr doch gezeigt, und wie! Und uns hat es doch so viel erklärt. Auch daß Kunst erst mit Arbeit und dann mit ein wenig Glück zu tun hat. War das, wie Du klagst, etwa oberflächlich?
Danach haben wir all die Schnipsel der Erinnerung zu sehen bekommen, Bilder aus Amerika, wo Du Dich wirklich von Deutschland und dem Zwang, eine Clownin sein zu müssen, gelöst hast, aus Las Vegas und L.A. Tolle Aufnahmen auch in Brasilien zusammen mit Gilberto Gil. Ach, und was kannst Du tanzen, meine Güte, das schaffen Deine Showenkelinnen von heute doch nie! Und der alte Orchestermann Werner Müller, den das TV- Team mitten in eine Damentoilette im Berliner Siemenshaus gestellt hat, wo ihr 1955 „Malaguena“ – das Lied, das die Deutschen erst nicht mochten und schließlich in den USA Furore machte – aufgenommen hat, wegen der guten Akustik: Das nennt man Feingefühl beim Erstellen eines Porträts (Buch: Günther Huber). Oder hattest Du Angst, Dein Alter könnte sichtbar werden? Wer hat Dir erzählt, daß Falten peinlich sind? Ach ja, die Klischees: Davon haben wir auch etliche serviert bekommen, beispielsweise, daß die Brasilianer so herzlich sind und die Amerikaner zum Lachen komisch. Aussagen, die Strahlkraft und Anmut zugleich haben.
Als wir zuschauten bei Deiner Reise in die Vergangenheit, erkannten uns wieder, unsere Begeisterung für und Hoffnung in Dich, weil ohne die Valente das deutsche Showwesen doch nur noch voller Schwarzwaldmädel gewesen wäre. Jan Feddersen
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