: Berlin–Basel für 35 Mark
■ Der VCD hat die wichtigsten Bahnverbindungen fürs Wochenendticket in einer Broschüre zusammengestellt. Mühseliges Fahrplanstudium bleibt auf der Strecke
Wer bisher am Wochenende möglichst lange für möglichst wenig Geld im Zug reisen wollte, mußte die sparsame Variante des 35-Mark-Wochenendtickets letztendlich doch teuer bezahlen. Denn das Wochenendticket, das für Gruppen bis zu fünf Personen von Samstag null Uhr bis Montagmorgen zwei Uhr gilt, heißt nicht nur geringe Zuggeschwindigkeiten und oftmals Wartezeiten beim Umsteigen, sondern bisher auch langwieriges und aufreibendes Suchen nach den passenden Anschlüssen.
Das muß nicht sein, dachte sich der alternative Verkehrsclub Deutschland (VCD), setzte sich an den Computer und faßte die besten Streckenverbindungen in einer Broschüre zusammen.
Mit dem Ticket ist die Bahn nicht nur preiswerter als eine Autofahrt. „Vor allem für Fahrten ins Berliner Umland wollen wir den Wochenendreisenden die Bahn als ökologische Alternative schmackhaft machen“, erläutert Martin Fischer vom Berliner Landesverband des VCD. So bilden Ziele, die in drei bis vier Stunden von Berlin aus erreichbar sind, den Schwerpunkt der Broschüre. Schon nach knapp drei Stunden steht der Bahnfreund in Stralsund. Wer sich noch ein bißchen länger geduldet, kann mit der Schmalspurbahn bis an die Rügener Strände dampfen.
„Vor allem Studenten fahren aber auch längere Strecken“, meint Fischer und präsentiert daher auch die Verbindungen zu allen großen Städten in Deutschland. Extremfahrer könnten es sogar an einem Wochenende nach Basel und wieder zurück schaffen: Samstagmorgens um kurz nach sechs in den Regionalexpreß 3200 und schon nach kaum sechzehn Stunden Schienengeratter beginnt die Schweizer Nacht. Nach knapp acht Stunden Aufenthalt geht es wieder zurück, um pünktlich um 23.22 Uhr am Bahnhof Zoo zu sein. Unterwegs bietet sich Gelegenheit, an so interessanten Bahnhöfen wie Dessau, Kassel oder Mannheim in den bis zu 60minütigen Umsteigepausen einen Kaffee zu schlürfen.
Etwas weniger radikale Bahnfreaks weist die Broschüre auf Abkürzungen hin. So kann man die Reise ins Ruhrgebiet um zwei Stunden verkürzen, wenn man zwischen Hannover und Minden in den allerdings extra zu bezahlenden Interregio wechselt. Wem das Wochenende nicht ausreicht, dem empfiehlt der alternative Verkehrsclub die Kombination mit dem Guten-Abend-Ticket, das einen günstigen Start bereits am Vorabend gestattet.
„Wir haben auch überlegt, eine Mitfahrervermittlung zu initiieren, um die Möglichkeiten des Gruppentickets voll auszuschöpfen. Aber“, so befürchtet Fischer, „das würde für die Bahn vollends unrentabel. Die würden das wegen Übernutzung abschaffen.“ Der absolute Spartrip bleibt daher das Trampen im Zug: in fast allen Zügen sind Reisende mit nicht ausgelasteten Wochenendtickets zu finden. Gereon Asmuth
Die Broschüre gibt es gegen einen mit drei Mark frankierten Rückumschlag beim VCD Berlin, Schönhauser Allee 108, 10439 Berlin
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen