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BEB wollen Geld sehen

■ Heute gehen die Müllrechnungen für 1995 raus / Für rund 32.000 codierte Tonnen muß nachbezahlt werden

Heute ist der Tag der Entsorgungswahrheit. Heute gehen die Bescheide der Müllabfuhr in die Post, zum ersten Mal nach der Umstellung des Abfuhr-Systems zu Beginn des letzten Jahres. Das Resultat der Berechnungen der Bremer Entsorgungsbetriebe: Rund 32.000 der insgesamt 280.000 Bremer Tonnen sind häufiger rausgestellt worden, als der Grundbetrag für die Müllabfuhr erlaubt. Für die muß nachbezahlt werden. Das heißt für die BEB ein Zubrot von rund 5,2 Millionen Mark.

Die allermeisten Bremer Haushalte sind im letzten Jahr allerdings im Müllsoll geblieben. 17mal darf ein Einpersonenhaushalt, 20mal ein Mehrpersonenhaushalt seiner Tonne eine Abfuhr erteilen lassen. Und selbst die übergroße Mehrheit derjenigen, die mehr Müll produziert haben als die Gebührenordnung erlaubt hat, liegt nur knapp über der Grenze. Friedhelm Behrens, Sprecher der BEB: „Die meisten werden 30-40 Mark nachzahlen müssen.“ Der Löwenanteil der Zusatzgebühren kommt allerdings nicht aus der Masse der NachzahlerInnen, sondern von den Bremer Gewerbetreibenden. Gut 50 Prozent der 5,2 Millionen wird aus Firmenkassen berappt werden müssen, von Gewerbetreibenden, die ihre meist 240 Liter großen Tonnen häufiger ins Freie gelassen haben.

Gut 10.000 der 32.000 NachzahlerInnen werden sich allerdings noch gedulden müssen. Das sind „zweifelhafte Fälle“, der „per Hand“ nachgearbeitet werden müssen, erzählt Behrens. Darunter sind Fälle, in denen offensichtlich die Tonnen vertauscht worden sind. Da soll den betroffenen MüllmacherInnen die Gelegenheit zur Einigung gegeben werden. Sollten die das nicht schaffen, dann werden die BEB allerdings hart bleiben. An der Berechnungsgrundlage pro Tonne, nämlich die Häufigkeit der Leerung, wird sich nichts ändern. Auf seine Tonne muß jeder selbst aufpassen.

Ganz in der Kalkulation liegen die BEB beim Hausmüll allerdings nicht. Die BremerInnen haben sich müllbewußter verhalten als die BEB-Kasse erlaubt. 8,7 Millionen Mark Nachgebühren waren einkalkuliert, nun fehlen 3,5 Millionen. Aber die werden nun nicht auf die Haushalte umgelegt. Die BEB haben andere Geldgeber gefunden. Das Defizit wird mit Überschüssen in anderen Geschäftsbereichen verrechnet, zum Beispiel bei der Müllverbrennung. Da hat Bremen Müll aus dem Umland akquiriert und Profit erwirtschaftet. J.G.

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