: Klemann wirft Stein auf Glasfassade
■ Bausenator Klemann hat den Bauvorbescheid für die Akademie der Künste am Pariser Platz gekippt. Architekt Behnisch soll die Glasfassade umplanen. Berliner Architektenkammer spricht von "Unkultur"
Bausenator Jürgen Klemann (CDU) hat mit seiner Entscheidung, den Bauvorbescheid für die geplante Akademie der Künste am Pariser Platz zu kippen, wütende Proteste seitens der Architektenschaft sowie der SPD ausgelöst. Die Ablehnung des „Glaspalastes“ nach einem Entwurf des Architekten Günter Behnisch bezeichnete Cornelius Hertling, Präsident der Architektenkammer Berlin, als „Unkultur gegen das Wettbewerbswesen“. Die beabsichtigte Kehrtwende des Bausenators mißachte die „Souveränität des Bauherrn“ und den Beschluß der Akademiemitglieder, die sich für eine moderne Fassadengestaltung aus Glas und Stahl entschieden hätten. Hertling zeigte sich enttäuscht von der Haltung Klemanns.
Der Bausenator hatte am Montag den Vorbescheid, den sein Amtsvorgänger Wolfgang Nagel erteilt hatte, zurückgezogen. Zwar fordere er keine historisierende Stuckfassade für den Neubau, sagte Klemann zur taz. „Doch ich mahne an, was in den vom Abgeordnetenhaus beschlossenen Gestaltungsregeln festgelegt wurde.“ Der Architekt müsse daher umplanen. Behnisch sei aber „nicht aus dem Rennen“. Es bestünde Übereinstimmung mit der Akademie, daß der rückwärtige Bauteil modern gebaut werden könne.
Die Gestaltungsregeln schreiben für die Häuser am Pariser Platz steinerne Fassaden und eine dreigeteilte Struktur der Ansicht vor. Klemann wies darauf hin, daß trotz des Streitpunkts der Neubau des Akademiegebäudes nicht zur Disposition steht.
Auch der baupolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rudolf Kujath, kritisierte den Bausenator. Die Entscheidung von Jürgen Klemann sei nicht mit dem Koalitionspartner abgestimmt, erklärte Kujath. Er warf dem Bausenator vor, „handstreichartig neue Prämissen zu setzen“. Die getoffenen Rahmenbedingungen für den Aufbau des Platzes seien am Ende der Legislaturperiode geändert worden. Hans Gerhard Hannesen, Sekretär an der Akademie der Künste, wollte ein Einschwenken auf den Klemann-Kurs nicht bestätigen. Die Akademie werde sich den Behnisch-Entwurf nicht abdiskutieren lassen, erklärte er. Sie rechne fest mit der Grundsteinlegung anläßlich der 300-Jahrfeier der Akademie in diesem Sommer. rola
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