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Bestechungsvorwurf gegen Vulkan-Manager

■ Beamter soll von zwei Seiten Geld für die Vergabe von Rüstungsaufträgen bekommen haben. Die Staatsanwaltschaft in Koblenz ermittelt schon seit 1994

Koblenz (AFP/dpa/AP/taz) – Die Koblenzer Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Manager des im Vergleichsverfahren stehenden Bremer Vulkan und einen Beamten des Koblenzer Wehrtechnik- Bundesamtes. Sie verdächtigt die Männer der Bestechung und Bestechlichkeit. Wie der Leiter der Behörde, Norbert Weise, gestern sagte, sollen die Vulkan-Verantwortlichen dem 61jährigen, inzwischen außer Dienst gestellten Regierungsdirektor 40.000 Mark gezahlt haben, damit er sich bei der Vergabe von Schiffbauaufträgen der Bundesmarine zugunsten des Werftenverbundes einsetzte. Im Zusammenhang mit den Vorwürfen sei auch gegen zwei Manager einer Münchner Elektronikfirma ermittelt worden, die dem Beschuldigten rund 125.000 Mark gezahlt haben sollen. Über eine Anklageerhebung will die Staatsanwaltschaft Ende der Woche entscheiden.

Weise zufolge wurden die Ermittlungen bereits 1994 aufgenommen. Die Beteiligten hätten die Zahlung des Geldes an den Beamten damit erklärt, daß der damalige Regierungsdirektor Gutachten für die betroffenen Firmen erstellt und Vorträge gehalten habe. Die Staatsanwaltschaft hält diese Darstellung für eine Tarnung.

Den Namen der Münchner Firma wollte der Koblenzer Staatsanwalt nicht nennen. Auch der Name Vulkan sei lediglich durch einen Zeitungsinformanten vor dem offiziellen Abschluß der Ermittlungen bekannt geworden.

Bei den Vulkan-Managern handelt es sich nach Informationen von Radio Bremen um den technischen Geschäftsführer der Vulkan Werft GmbH in Bremen-Vegesack, Werner Schwarz, und einen Mitarbeiter der Neue Jade Werft Wilhelmshaven. Bei der möglichen Bestechung ging es angeblich um Aufträge der Bundeswehr für Fregatten der Baureihe 123. Eine dieser Fregatten, die „Mecklenburg-Vorpommern“, ist bei der Vulkan Werft gebaut worden.

Der Vergleichsverwalter vom Bremer Vulkan, Jobst Wellensiek, hat unterdessen Berichten widersprochen, wonach bei der Werft in Bremen-Vegesack eine „schwarze Kasse“ geführt worden sein soll.

Auch die Treuhand-Nachfolgerin BvS dementierte gestern eifrig die Meldung, daß im Vertrag über die Privatisierung der ostdeutschen Werften an den Bremer Vulkan die Option offengelassen wurde, die Betriebe nach wenigen Jahren dicht zu machen.

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