Schallende Ohrfeige

■ Über 4000 Interessenten für von Greenpeace ausgewählte Solaranlagen

Eine „schallende Ohrfeige für die deutschen Stromriesen“ nannte gestern der Greenpeace Solarexperte Sven Teske die Ergebnisse einer Greenpeace-Untersuchung zur Nachfrage nach Solarstromanlagen. Die mit einer halben Milliarden Mark geförderte deutsche Solarproduktion wurde Ende 1995 komplett ins Ausland verlagert. Offiziell gerechtfertigt wird dieser Verlust von wertvollem Know-How mit fehlender Nachfrage in Deutschland. Doch genau die hat Greenpeace in fünf Monaten nachgewiesen: 4108 Interessierte reichten Kaufabsichtserklärungen für das „Cyrus“-Solarsystem ein – ein Marktvolumen von 100 Millionen Mark.

Diese Zweikilowatt-Hausdach-Solaranlage ist ganze 18 Quadratmeter groß und erzeugt die Hälfte des durchschnittlichen jährlichen Strombedarfes eines Vier-Personen-Haushalts. Mit einem Preis von 25.000 Mark inklusive Installation ist das Modell etwa 40 Prozent billiger als übliche Angebote. Um die Anlage so günstig anbieten zu können, hat Greenpeace Angebote von 45 Firmen zum Bau und Vertrieb ausgewertet. Fünf – meist ausländische – Anbieter, die jetzt präsentiert wurden, entsprachen den technischen, ökologischen und preislichen Anforderungen. Mit Hilfe dieser Auswertung können sich Kaufinteressenten nun eine der Firmen aussuchen und entsprechende Unterlagen anfordern. Hilfe bietet Greenpeace auch beim Kaufvertrag und Stromliefervertrag mit dem Energieversorgungsunternehmen, bei baulichen und rechtlichen Fragen. Ebenfalls informiert wird über den Dschungel der verschiedenen Fördermaßnahmen der Länder: In Hamburg läuft die Förderung über eine „kostenorientierte Vergütung“. Das heißt, daß der mit Solarenergie erzeugte Strom nicht für die gesetzlich vorgeschriebenen 17,3 Pfennig pro Kilowattstunde eingespeist wird, sondern für rund 1,76 Mark.

Um die Nachfrage dauerhaft sichern zu können, startete Green-peace zudem ein bundesweites Schulprojekt. Energiesparmaßnahmen an Schulen sollen finanzielle Gewinne bringen, die schrittweise die Umstellung auf Solarstrom ermöglichen. Ina Werner