: Sportler auf Krawall
■ Drastische Erhöhung der Gebühren für die Hallennutzung läßt Vereine scharf protestieren
Zum ersten Mal seit Menschengedenken wollen organisierte Sportler auf die Barrikaden gehen. „Widerstand“, „Demonstrationen“, „öffentliche Aktionen“ hat der eher als staatstragend geltende Landessportbund (LSB) angekündigt. In Rage bringt die Funktionäre der Plan des Sportressorts, vom nächsten Schuljahr an von den Vereinen Benutzungsgebühren für Schulturnhallen zu kassieren. Gestern mußten Detlev Albers, SPD-Vorsitzender, und Ronald-Mike Neumeyer, CDU Fraktionschef, im Haus des Sports ein Papier mit den Forderungen der Sportler entgegennehmen. Am 11. Mai ist der Marktplatz für öffentlichkeitswirksames Aufbegehren gebucht.
Man wolle erstmals solche Aktionsformen ausprobieren, um die Interessen der 190.000 in Sportvereinen organisierten Bremer zu verteidigen, hieß es beim LSB. Der gewohnte Weg des Lobbyismus blieb erfolglos: Die Koalitionsfraktionen hatten im Landesbeirat für Sport einen Antrag abgelehnt, in dem der LSB das Recht zum unentgeldlichen Schwitzen festschreiben lassen wollte.
Daß die Clubs künftig pro Trainingsstunde drei bis sieben Mark für die Hallennutzung zahlen sollen, sieht der LSB als einen Einstieg, um die Gebühren nach oben zu schrauben. Viele Sportvereine seien in ihrer Existenz gefährdet, weil ihre Kosten um bis zu 50.000 Mark steigen würden. Drastische Beitragserhöhungen wären unumgänglich. Die Vereine könnten nicht mehr „die Kinder von der Straße holen und alten Menschen eine sichere Heimstatt bieten“, fürchtet der LSB.
Sportsenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) hält dagegen, daß für manche Trainingsgruppen die Kosten sogar sinken würden, weil das bisherige Duschgeld wegfiele. Die neuen Gebühren fließen nach den Plänen der Behörde den einzelnen Schulen als Einnahmen zu. So werde deren Autonomie gestärkt und ein Stück Kostentransparenz im öffentlichen Sektor verwirklicht. Zwar hat die Senatorin wiederholt Gesprächsbereitschaft betont, von konkreten Verhandlungsangeboten ist beim LSB jedoch nichts bekannt. jof
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