: Wieder mehr Babies im Osten
■ Gesundheitsplaner warnen vor Kita-Kahlschlag: Geburtenknick läßt nach. Dennoch gibt es in Westberlin immer noch doppelt so viele Babies wie in Ostberlin
Im Osten Berlins werden wieder mehr Menschen produziert. Erstmals seit der Wende stieg die Zahl der Geburten 1995 dort wieder deutlich an – gemessen am Vorjahr, um 7 Prozent. Der „Wendeknick“, bei dem in den neuen Ländern und Ostberlin die Geburtenzahlen zum Teil dramatisch zurückgingen, reduziert sich also langsam.
Unter den DemoskopInnen gilt der seit 1989 andauernde kollektive Gebärstreik in der ehemaligen DDR als einmaliges Phänomen. Nicht einmal während der beiden Weltkriege kamen in Deutschland, prozentual verglichen, so wenig Babies auf die Welt wie in den letzten sechs Jahren im Osten. Grund: Die existentielle Verunsicherung vieler Frauen, die nach dem Ende der DDR anders als früher Berufstätigkeit und Mutterschaft nicht mehr miteinander vereinbaren konnten.
Diese Unvereinbarkeit gilt weiterhin, auch wenn sich die Frauen langsam an diesen Zustand zu gewöhnen scheinen. Die Geburtenrate – die Anzahl der Geburten pro 1.000 Einwohner – ist nach statistischen Angaben in Westberlin nach wie vor ungefähr doppelt so hoch wie in Ostberlin. In absoluten Zahlen: Im Ostteil der Stadt wurden im Vorjahr 8.115 Babies geboren, im Westteil 20.533 Babies. 1994 waren es 7.586 im Osten und 20.917 im Westen. Vor der Wende war es eher umgekehrt: Die Ostberlinerinnen waren deutlich gebärfreudiger als die Westberlinerinnen.
Angesichts der neuen Zahlen vom Statistischen Landesamt warnt Johannes Spatz von der Plan- und Leitstelle Gesundheit in Hohenschönhausen vor Kahlschlägen in Kitas und Schulen wegen angeblich fehlendem Bedarf: „Die Rechnung geht nicht auf, wenn man jetzt im Zeichen der Sparmaßnahmen die Kitas halbiert, denn in einigen Jahren werden sie wieder stärker frequentiert“, so Spatz.
In Hohenschönhausen sei der Geburtenzuwachs noch deutlicher als in ganz Berlin. 1994 seien dort nur noch 649 Geburten zu verzeichnen gewesen, „65 Prozent unter dem Stand vor der Wende“. Im Vorjahr aber hätten immerhin schon wieder 744 Säuglinge das Licht Hohenschönhausens erblickt: eine Steigerung um 14 Prozent. usche
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