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Die Spree wird verlegt

Wegen des Tunnelbaus im Tiergarten wird für die Spree ein 200 Meter langes provisorisches Flußbett für 25 Millionen Mark gegraben. Schon Albert Speer buddelte dort ein Ersatzbett  ■ Von Rolf Lautenschläger

Die Spree erhält ein provisorisches Bett. Der Flußlauf muß einer Baugrube für den Tiergartentunnel im Spreebogen weichen und wird für zwei Jahre umgeleitet. Kräne und Raupenfahrzeuge sind bereits dabei, die neue Rinne auszuheben. Bagger haben stählerne Spundwände in den Boden gerammt und Dämme dahinter aufgeschüttet. Sie dienen als neue Uferbefestigung, die den künstlichen Kanal einfassen. Es ist geplant, das neue Flußbett im Mai zu fluten. Der Schiffsverkehr wird dort nur im „Einbahnstraßenverkehr“ mit einer Ampelregelung möglich sein. Ende 1997 soll die Spree wieder ins alte Bett zurückplätschern.

Weil die Fernbahn- und Straßentunnel im Spreebogen in offener Bauweise gegraben werden, verlegt die „Projektgesellschaft für die Verkehrsanlagen in zentralen Bereich“ (PVZB) den Spreeverlauf auf einer Länge von 200 Metern um 70 Meter nach Norden. „Das bestehende Bett, unter dem die fertigen Tunnel einmal hindurchführen, muß für die Bauarbeiten trockengelegt werden“, sagte gestern PVZB-Geschäftsführer Dieter Mönnich. In der 17 Meter tiefen Grube könnten dann die Tunnelstutzen errichtet werden. Auf diese werde später zur Sicherheit eine Stahlplatte und darüber Sand als Spreegrund gelegt. Wenn die Arbeiten beendet sind, werden die Schottwände zum alten Bett wieder geöffnet. Die Umleitung kann dann zugeschüttet werden.

Das Provisorium wird teuer. Rund 110.000 Kubikmeter Erde müssen für die 60 Meter breite und 3,5 Meter tiefe Umleitung ausgehoben werden. Die Aktion kostet über 25 Millionen Mark. Bis die Tunnelröhren unter der Spree realisiert seien, so Hany Azer, Leiter des Bauüberwachungszentrums, werde zur Schonung des Grundwassers nur abschnittsweise die Erde aufgerissen. Wegen wasserrechtlicher Genehmigungen dürfe etwa auf dem Abschnitt zwischen Reichstag und Spree nicht parallel gegraben werden.

Vor 58 Jahren gab es schon einmal Pläne, die Spree umzuleiten. Um über dem Spreebogen die megalomane „Große Halle“ (180.000 Plätze) errichten zu können, ließ Hitlers Chefarchitekt Albert Speer 1938 vor dem Reichstag einen breiten Ost-West-Graben buddeln, durch den der Fluß während der Bauarbeiten fließen sollte.

Nach der Fertigstellung der Halle sollte die Spree unterirdisch unter dieser durchgeleitet werden. 1943 gab Hitler das Vorhaben auf. Der Graben wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zugeschüttet. Damit die Spree-Umleitung den letzten Fischen im dreckigen Fluß nicht endgültig den Rest gibt, hat sich die PVZB zum Öko-Tunnelbau verpflichtet. „Um den natürlichen Kreislauf im Wasser nicht zu unterbrechen“, so Mönnich, will man „Schutz der Lebewesen“ alles tun. Darum werde die Verlegung auch im Winter durchgeführt. Schwimmen die Fische kieloben, will Mönnich die Spree „mit Sauerstoff anreichern“.

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