: Unter Kadaver und Müll
■ Gefangene aus dem Lager Omarska in einer Höhle in Nordbosnien verscharrt
Sarajevo/Zagreb (AP/dpa/taz) In einer Höhle im Norden Bosniens ist ein neues Massengrab entdeckt worden. Es enthält die Leichen von ungefähr 120 Menschen, die vermutlich im serbischen Internierungslager Omarska ums Leben kamen. Die Höhle sei durch eine Explosion erheblich beschädigt worden, sagte Refik Hodzić, der von den bosnischen Behörden mit der Untersuchung von Kriegsverbrechen beauftragt wurde.
„Obendrauf haben sie Tierkörper und Müll geworfen, damit man die Leichen nicht so leicht entdecken konnte“, sagte Hodzić. Die Ermittler hoffen, daß sie im April mit der Aushebung des Massengrabs in der Nähe der Ortschaft Lusci Palanka beginnen können, wenn der noch gefrorene Boden taut.
Es wird vermutet, daß es in Bosnien und Kroatien bis zu 300 Massengräber gibt. Mindestens 27.000 Menschen gelten noch als vermißt, davon allein 11.500 aus Omarska. Das Lager der bosnischen Serben war Ende 1992 geschlossen worden, nachdem Bilder der ausgezehrten Gefangenen weltweit für Empörung gesorgt hatten.
Serbische Behörden in Belgrad haben schwere Vorwürfe gegen die beiden Bosnier erhoben, die am Montag in Wien und München unter dem Verdacht von Kriegsverbrechen in dem südbosnischen Gefangenenlager Celebić festgenommen wurden. In dem Lager sollen nach Berichten von Überlebenden Gefangene vergewaltigt und mit Metallstangen erschlagen worden sein. Anderen habe man Zündschnüre um den Körper gebunden und angezündet. Ein ehemaliger Gefangener sagte, er wisse von 18 Menschen, die in dem Lager ums Leben gekommen seien. Ehemalige Gefangene beschuldigen den bosnischen Präsidenten Alija Izetbegović, das Lager Celebić 1992 besucht zu haben.
Die Regierung in Belgrad hat gestern ein Abkommen mit der kroatischen Regierung über die Öffnung der Autobahn zwischen Belgrad und Zagreb bestätigt. Die seit dem Krieg 1991 gesperrte Autobahn soll nach dem Abkommen bis spätestens 20. April für den Verkehr freigegeben werden. Auch die seit fast fünf Jahren unterbrochenen Bahnlinien sollen wieder geöffnet werden.
Die Friedenstruppe Ifor hat ihre Präsenz in Dobrinja, dem früheren olympischen Dorf, verstärkt, um Gewaltausbrüche in dem Vorort Sarajevos zu verhindern. Delegierte der bosnischen Regierung und der Serben verhandeln über den Verlauf der Demarkationslinie. Gemäß dem Dayton-Abkommen verläuft die Grenze des an den Flughafen von Sarajevo grenzenden Bezirks mitten durch mehrere Wohnblocks.
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