Was bedeutet Selbständigkeit?

■ Hamburgs Museumsdirektoren über die Zukunft der Sammlungen

Von der Verselbständigung der Hamburger Museen reden zwar gleichermaßen Direktoren und Kulturbehörde, doch über die Formen, in denen dies geschehen könnte, drangen bisher nur Vermutungen an die Öffentlichkeit. Gestern hat die Direktorenkonferenz der sieben Hamburger Museen nun ihr Modell vorgestellt. Kernpunkt des Papiers ist es, die Museen aus ihrer eingeschränkten Handlungsfähigkeit als nachgeordnete Behördendienststellen zu entlassen und jedes für sich in eine Stiftung bürgerlichen Rechts zu überführen. Dabei sind die negativen Erfahrungen von Berlin und Köln zu vermeiden, wo bloß eine neue Hierarchie über alle Museen geschaffen wurde.

Vorbild für die Direktorenkonferenz ist das holländische Modell. Dort sind nach einer siebenjährigen Bestandsaufnahme bis 1995 alle staatlichen Museen mit großen und sichtbarem Erfolg in eine Art Stiftung überführt worden: Zufriedenere und engagierte Mitarbeiterteams, effizientere Abstimmungen, mehr Besucher, attraktivere Ausstellungen und mehr zielorientierte Forschung waren die Folge.

Wichtig ist den Direktoren, die Umgestaltung trotz der momentanen Haushaltslage nicht als Sparmaßnahme, sondern als einen grundlegenden Prozeß der bürgernahen Umgestaltung für das nächste Jahrtausend zu begreifen. Weitere für 1997 vorgesehenen Kürzungen seien eh nicht verkraftbar. Zumal die reiche Museumslandschaft den Bürger eh nur günstige 40 Millionen Mark jährlich koste. Dieser Betrag sei nun nicht mehr linear zu kürzen, ohne daß politisch klar definiert wird, was gewollt wird und was nicht.

Ist ein Museum Bewahrer eines staatlichen Fundus an Schätzen oder ein Ort der Information, eine Erweiterung der schulischen und universitären Ausbildung oder ein Freizeitcenter? Nichts von alledem und von allem etwas: allein mit einer klaren Definition für jedes Haus und von jeder Abteilung kann verhindert werden, daß es bald gar nichts mehr ist.

Es gehe, so die Direktoren einmütig, um eine politische Erklärung von Bürgerschaft und Senat zur Bedeutung der Museen und ihrer Sammlungen als dem materiellen Derivat der Kultur, ihres bewahrenden und erzieherischen Auftrages und der langfristigen und verbindlichen Anerkennung der staatlichen Verantwortung, dafür, daß die Museen diese Aufgaben auch erfüllen können.Hajo Schiff

Siehe auch obiges Interview