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Sozialarbeit mit knallhartem Management

■ Studiengang für Führungskräfte in der Altenhilfe an Deutschlands kleinster Uni

Die Zahl derer, die Hilfe brauchen, nimmt stetig zu: In der Bundesrepublik leben immer mehr alte Menschen, Übersiedler und Flüchtlinge brauchen Unterstützung, Kranke werden betreut. Während der Bedarf an professioneller Hilfe steigt, geht insbesondere den öffentlichen Kassen das Geld aus. Gerade im Sozialbereich wird gekürzt. Gefragter denn je seien daher qualifizierte Führungskräfte, meint Professor Jürgen Howe, Rektor der Universität Vechta – nach eigenen Angaben der kleinsten in Deutschland.

An der niedersächsischen Mini- Uni beginnt zum nächsten Wintersemester der Studiengang zum Diplom-Gerontologen, mit dem ein Teil dieses Bedarfs gedeckt werden soll. Denn die angehenden Alternswissenschaftler werden im Hauptstudium den Schwerpunkt „Management und Sozialplanung“ belegen können. Von den Job- Chancen künftiger Absolventen ist Rektor Howe überzeugt: „Qualitäts- und Kosten-Management in der Altenhilfe bekommt angesichts angespannter Finanzlagen einen beträchtlichen Stellenwert.“

Management-Kenntnisse vermitteln den gut 100.000 studierten Arbeitnehmern im Sozialwesen bislang fast nur private Weiterbildungseinrichtungen. So werden z.B. seit fast zehn Jahren Mitarbeiter sozialer Institutionen beim Psychologischen Institut im nordrhein-westfälischen Siegen im Sozialmanagement geschult. Organisationen und ihre Mitarbeiter „haben sich dem Ideal des Helfens verschrieben“, meint Geschäftsführer Johann Schweißgut: Zuwenig ausgeprägt seien der Wunsch und die Fähigkeit, „wirtschaftlichen Gewinn zu erzielen“. Stärker als je zuvor werde die Existenz helfender Organisationen von professionellen Sozialmanagern abhängen.

Die Hochschulen reagieren: So ist auch Sozialpädagoge Wolf Paschen überzeugt, daß im sozialen Sektor zukünftig „noch stärker effektiv, zielorientiert und planend“ gearbeitet wird. Paschen ist Studiengangskoordinator für Sozialmanagement an der Fachhochschule Nordostniedersachsen in Lüneburg. Dort können Sozialarbeiter und Sozialpädagogen mit Berufserfahrung am mindestens zweijährigen „Weiterbildenden Studiengang Sozialmanagement“ teilnehmen, um neben ihrem Job Kenntnisse in Wirtschaft, Personalwesen, EDV und Öffentlichkeitsarbeit zu erwerben. Die Uni selbst hat bereits gelernt: Der Studiengang kostet über 1.000 Mark pro Semester. Christian Arns

Zentrale Studienberatung der Hochschule Vechta,

Tel.: 04441-15379

Fachhochschule Nordostniedersachsen: 04131-706120

Privat-Institut für Psychologie: 0271-3371222

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