■ Mit Staudämmen auf du und du: Ökonomisch verheerend
Washington (epd) – Flußbegradigungen und Staudammbauten weltweit haben nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich negative Auswirkungen. In seiner neuen Studie schreibt das US-amerikanische „Worldwatch Institute“, die Argumente von Baubefürwortern, daß ökologische Beeinträchtigungen um des wirtschaftlichen Nutzens willens in Kauf genommen werden müßten, entbehrten oft jeder Grundlage.
In Süßwasserökosystemen finde ein noch nie dagewesenes Artensterben statt. Weltweit seien 20 Prozent von 9.000 Fischarten ausgestorben oder vom Aussterben bedroht, im Europa und den USA sogar 40 Prozent. Seit 1950 wurden nach Angaben des Instituts weltweit mehr als 30.000 Staudämme gebaut, die höher sind als 15 Meter. In vielen Flüssen sei die Fischwirtschaft daher zum Erliegen gekommen. So seien vor 100 Jahren noch jährlich 20.000 Tonnen Lachs und Forellen aus dem Columbia-Fluß im Nordwesten der USA gezogen worden. Wegen der großen Stauwerke, die die Fische von ihren Laichgründen fernhielten, seien es jetzt nur gut 500 Tonnen. Auch im zur Schiffahrt begradigten Missouri und im Rhein sei das Fischereiwesen stark beeinträchtigt.
Flußbegradigungen, Dämme, das Zubetonieren der Flußuferlandschaften und Entwaldung seien auch wesentlich für Überschwemmungen verantwortlich. Paradebeispiel sei der Rhein: In Deutschland habe das Hochwasser des vergangenen Jahres Schaden im Wert von 1,6 Milliarden Mark angerichtet. Auch das Hochwasser am Missouri und Mississippi vor drei Jahren, die größte Überschwemmung der US-amerikanischen Geschichte, sei auf das Verbauen zurückzuführen. Der Mississippi fließe zur Hälfte durch Betonkanäle.
Janet Abramowitz, Autorin der Worldwatch-Studie, bedauerte, daß viele Entwicklungsprojekte in der Dritten Welt nichts von den europäischen und nordamerikanischen Fehlern gelernt hätten. So seien derzeit am südostasiatischen Mekong, den südamerikanischen Paraguay- und Paraná-Flüssen und in China verheerende Dammprojekte im Bau- oder Planungsstadium.
Nach Ansicht von Abramowitz käme es „langfristig am meisten Menschen zu Gute“, wenn die natürlichen Süßwasserökosysteme erhalten blieben. Das sei billiger, als ständig Dämme und „Hochwasserkontrollvorrichtungen“ zu bauen und zu reparieren.
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