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Befreiung einer Leiter

■ Polizeieinsatz an der Hafenstraße reaktiviert Diskussion um Feindbilder

Ein Einsatz, drei Meinungen: Nach einer Auseinandersetzung in der Hafenstraße am Sonntag ist die Diskussion um die Zukunft der Häuser erneut eröffnet. Während Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) betonte, daß „der Verkauf wie geplant erfolgen“ werde, forderte CDU-Hardliner Karl-Heinz Ehlers die SPD zum „Nachdenken“ darüber auf, ob der Vertrag „tatsächlich unterschriftsreif“ ist. Die Hafenstraße habe am Sonntag „den Kampf gegen die Polizei wieder aufgenommen“. Die GAL-Bürgerschaftlerin Susanne Uhl hingegen vermutet, es sei der Polizei nur darum gegangen, „Stimmung gegen die Hafenstraße zu machen“.

Ein Polier glaubte am Sonntag abend im Haus Bernhard-Nocht-Straße 16 eine Leiter entdeckt zu haben, die ihm abhanden gekommen war. Der Handwerker informierte die Davidwache, die zwei Streifenwagen zu dem vermeintlichen Fundort ausrücken ließ. Dort wurde die Tür zunächst geöffnet, anschließend aber wieder zugeschlagen. Ein Beamter bekam den Fuß in die Tür und soll daraufhin nach Polizeiangaben mit Spaten und Eisenstangen aufs Bein geschlagen worden sein. Die HafensträßlerInnen hingegen bestreiten diese Darstellung energisch. Ein Spaziergänger berichtet darüber hinaus, daß ein Beamter „mit einem Knüppel auf umstehende Passanten losgegangen“ sei, die sich nach dem Einsatz-Grund erkundigt hätten.

Die Folge des Scharmützels: Davidwachen-Chef Bernd Metterhausen, Veteran im Hafenstraßen-Konflikt, sah die Stunde gekommen, gute alte Zeiten wiederzubeleben. Flugs dirigierte er eine auf Rostocker Fußball-Rowdys eingestellte Hundertschaft zur Spritztour vom St. Pauli-Stadion zur Hafenstraße, auf daß sie sich dort – erfolglos – mit Kettensägen und Trennschleifern an der zweiten Eingangstür zu schaffen mache.

Hämischer Kommentar von Susanne Uhl: „Metterhausen hat immer noch nicht kapiert, daß es auch andere Möglichkeiten als Hundertschaften und Kettensägen gibt, um eine vermeintlich geklaute Leiter sicherzustellen“. Marco Carini

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