: Sezession jetzt sofort!
■ Lega-Nord-Führer Umberto Bossi ruft die „Nation der Poebene“ aus
Rom (taz) – „Eine Nation wurde heute geboren, die Nation des Volkes der Poebene.“ Mit einem Paukenschlag hat Umberto Bossi, 52, Parteivorsitzender der Lega Nord, den Wahlkampf während einer Versammlung in der traditionellen Hochburg seiner Partei in Pontida eröffnet. Dem von ihm vor einem Jahr ins Leben gerufenen „Parlament von Mantova“ hat Bossi eine 110 Artikel umfassende Verfassung für die Nordregionen (vor allem Lombardei, Piemont, Veneto) vorgelegt. Begleitet von tosendem Beifall der 30.000 Zuhörer und lauten Rufen nach „wirklicher Sezession“, berief er sich auf den „Unwillen“ der römischen Regierungen, dem Land den lang geforderten Föderalismus zuzugestehen, um nun seine neue Republik zu konstituieren.
Die Kritik ließ nicht auf sich warten. Noch bei der Veranstaltung griff die ebenfalls von der Lega Nord kommende Parlamentspräsidentin Irene Pivetti ein: Jede neue Verfassung müsse in Rom, im nationalen Parlament beraten und verabschiedet werden, wandte sie ein. Das forderte Bossi erneut heraus: „Es interessiert uns überhaupt nicht, ob dieses ,Unterparlament‘ in Rom unterschreibt oder nicht!“
Die Rechnung Bossis, der den Separatismus während seiner Teilnahme an der Regierung Berlusconi fast vergessen hatte, könnte aufgehen: Meinungsumfragen geben der Lega einen Wählerzugewinn von mehr als 2 Prozent, so daß sich die Partei wieder der 10- Prozent-Marke nähert. Auch der Inhalt zieht: Über 25 Prozent der Bewohner Norditaliens sind inzwischen der Meinung, eine Abspaltung von Rom bringe mehr Vor- als Nachteile. Nathalie Daiber
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