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Betonklotz mit exklusivem Ausblick

■ Keine Investoren fürs Sahnestück: Auf dem Vegesacker Lürssen-Gelände soll ein Supermarkt hin gebaut werden.

Ein wahres städtebauliches Prunkstück sollte das Lürssen-Gelände in Vegesack werden: Mehrere Hundert Wohnungen mit Blick aufs Wasser waren direkt am Vegesacker Hafen geplant. Grüne Hinterhöfe sollten die insgesamt 90.000 Quadratmeter große Werftbrache verschönern. Ein Hotel mit 200 Betten und eine kleine Ladenpassage sollten Touristen zum Verweilen einladen. Außerdem hatten die Bremer Architeken Wolfram Goldapp und Holger Schmidt, die für ihre Pläne im August 1992 den ersten Preis beim Planungsverfahren gewonnen haben, Bürogebäude und Dienstleistungsbetriebe vorgesehen. Doch aus den Plänen für das idyllisch gelegene Grundstück am Wasser wird nichts: Statt einer gemütlichen Meile mit maritimem Flair will die Stadtentwicklung Vegesack (STAVE) mit dem Segen des Wirtschaftsressorts auf der Werftbrache einen dreigeschossigen Supermarkt mit Kinocenter und Parkdeck bauen.

Um die Vegesacker Beiratsmitglieder und die Bürgerschaftsabgeordneten für das Bauvorhaben zu gewinnen, hat die Stave, an der die Erbengemeinschaft Lürrsen (49 Prozent) und die landeseigene Hanseatische Industrie-Beteiligungen (HIBEG) (51 Prozent) beteiligt ist, die Kommunalpolitiker kürzlich zu einer zweitägigen Tagung nach Schneverdingen eingeladen. Dort – in einem Drei-Sterne-Hotel in der Lüneburger Heide (die meisten Abgeordneten übernachteten allein in einem Doppelzimmer für 225 bis 255 Mark) – versuchten Vertreter des Wirtschaftsressorts und der STAWE die Politiker auf das Projekt einzuschwören. Für die ursprünglichen Pläne hätten sich keine Investoren gefunden, hieß es. Die Vulkan-Tochter „STN-Systemtechnik-Nord“, die sich mit 1.000 Arbeitsplätzen auf dem Gelände ansiedeln sollte, käme aus bekannten Gründen nicht mehr. Dafür hätten sich drei Investoren gemeldet, die ein Einkaufszentrum auf dem Gelände errichten wollten: In den ersten Stock des klotzartigen Gebäudes soll ein Verbrauchermarkt einziehen. Die zweite Etage wird für ein Kino reserviert, und oben auf dem Dach sollen Autos parken.

„Das ist eine Sünde gegen die Stadtentwicklung und ein Armutszeugnis für das Wirtschaftsressort“, schimpft der Grüne Bürgerschaftsabgeordnete Ralf Fücks. „Da wird der Ausverkauf eines der attraktivsten Ufergrundstücke die Bremen überhaupt zu bieten hat, vorbereitet.“ Seine Fraktion hat jetzt eine Anfrage an den Senat formuliert. Die Grünen fürchten, daß hier „ein Sahnestück“ mit dem Segen des Senats verscherbelt werden soll anstatt sich nach anderen Investoren umzusehen.

Auch der stellvertretende CDU-Chef Helmut Pflugradt hat „Bauchschmerzen“, wenn er sich vorstellt, „daß auf diesem Sahnestück ein gewöhnlicher Verbrauchermarkt“ entstehen soll. „Aber das ist ja nur ein Vorschlag, der noch viele Fragezeichen birgt“, schränkt er ein. Seine Partei-Kollegin Sigrid Koestermann versteht die Aufregung um die neuen Pläne für das Lürrsen-Gelände hingegen nicht. „Bremen-Nord muß eine Attraktion schaffen, die Touristen anlockt. Man muß sich schließlich auch danach richten, ob es Investoren gibt oder nicht. Und wenn es für diese Shopping-Mall Investoren gibt, warum nicht?“

Ortsamtsleiter Reiner Kammeyer (SPD) hingegen will sich zu dem Bauvorhaben nicht äußern. „Ich verstehe nicht, warum die Tageszeitungen immer so neugierig sind. Wir haben eine öffentliche Beiratssitzung am 18. April. Dann werden diese Pläne offengelegt. Dann können Sie anfangen zu recherchieren. Vorher nicht.“

Auch Wendelin Seebacher, Geschäftsführer der Stave, reagiert auf die Anfrage der taz verärgert. „Von mir erfährt niemand etwas. Sie können fragen was Sie wollen, ich gebe Ihnen keine Antwort. Am 18. April ist eine öffentliche Beiratssitzung. Das geht doch nicht, daß die Beiratsmitglieder aus der Presse erfahren, was da geplant wird.“ Aber hat er die Beiratsmitglieder nicht schon vorher zu einer Tagung eingeladen? „Davon weiß ich nichts.“ kes

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