■ Endlich: chlorfreie Schwimmbäder: Leider auch ohne Wasser
Schul-, Jugend- und Sportsenatorin Ingrid Stahmer kümmert sich jetzt auch um die Gesundheit kleiner und großer Leute. Hatte sie jüngst dem Theaterstück „Was heißt hier Liebe?“ verboten, in Schulen mit einem Plakat zu werben, das eine nackte Frau und einen nackten Mann zeigt, überlegt sie nun (noch geheim), 26 Frei- und Hallenbäder von Mai bis September chlorfrei zu betreiben. Beim Baden endlich bedenkenlos durchatmen können ist einfach dufte. Okay. Daß Stahmer auch kein Wasser mehr in die Becken laufen lassen will, ist ein bißchen doof. Aber so verhütet Berlins oberste Bademeisterin auch noch kostenneutral die gefährlichen Badeunfälle. Und in den leeren Becken kann bald jeder Fußball spielen oder Kachelpartys feiern.
Was aber macht die Senatorin mit dem eingesparten Geld? Denn dieses Jahr bekommen die Bäderbetriebe vom Land Berlin – inklusive der Eintrittsgelder – mehr als jene 126 Millionen Mark, die für den Betrieb aller 76 Bäder nötig gewesen wären. Rettet sie von dem Gewinn die Projekte „Jugend mit Zukunft“, für die CDU-Landowsky keine Lottomillionen lockermachen wollte? Kauft sie davon titten- und pimmelfreie Biologiebücher? Zahlt sie damit die Gehälter für jene 34 Bademeister, Schwimmgehilfen und Schwimmmeister, die bei der Umwandlung der kommunalen Bäder in den Landesbetrieb nicht mitzogen und nun irgendwo in der Sportverwaltung planschen? Die Sportverwaltung jedenfalls kann nicht sagen, was mit dem eingesparten Geld passieren soll. Vielleicht aber beantwortet diese Frage die Senatorin bald. Es könnte jene Badegäste interessieren, die auch in diesem Sommer nicht auf dem Trockenen sitzen wollen. Dirk Wildt
Siehe Bericht auf Seite 27
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