: Dasselbe alte Klagelied
■ Nach einem 1:4 in Frankreich haben die deutschen U-21-Junioren die Olympiaqualifikation so gut wie verpaßt
Berlin (taz/dpa) – „Gar nichts mehr“ ging nach dem 0:2, gestand Christian Nerlinger anschließend und daß er sich am liebsten irgendwo verkrochen hätte. Bloß nicht wieder zurück wollte der Bayern-Kicker ins ausverkaufte Stadion in Metz, das schon mit Beginn der zweiten Halbzeit fröhlich feierte, daß die eigenen Junioren das Europameisterschafts-Halbfinale erreichten. Nach dem 0:0 im Hinspiel hat sich die französische U-21 nun auch für die Olympischen Spiele in Atlanta qualifiziert.
Zwar erkannte DFB-Trainer Hannes Löhr, daß „der Gegner einfach besser“ war, und wollte eigentlich „keine Entschuldigungen“ gelten lassen, klagte aber schließlich doch über die zu lange Winterpause, die die Seinen „nur langsam ihren Rhythmus wiederfinden“ lasse. Ein Liedchen, das sein Chef Berti Vogts schon seit Jahren summt.
Nun hätte Löhr sicher bessere Ausreden wählen können. So fehlten ihm gleich sechs seiner besten Mannen: Zickler, Hamann, Breitenreider, Schneider und Müller sind verletzt, Jens Jeremies von 1860 München, im defensiven Mittelfeld eigentlich unverzichtbar, war gesperrt. So war Libero Jens Nowotny des öfteren überfordert, das Chaos in seiner Abwehr in Grenzen zu halten, während Carsten Bäron vorne kaum Bälle bekam, um zu demonstrieren, daß er nach seiner ewig langen Verletzung noch nicht wieder ganz der Alte ist. Fraglich trotzdem, ob die deutschen Junioren auch in Bestbesetzung mehr hätten vollbringen können als ein freundlicheres Ergebnis. Die Franzosen demonstrierten einen Klassenunterschied. Im technischen Bereich taten sich Welten auf, nur in den ersten 20 Minuten konnten die deutschen Buben mit viel Laufen und noch mehr Kampf mithalten. Nach dem 0:1 ging's dann dahin.
Immerhin können die DFB-Junioren noch hoffen: Sollten die Portugiesen am Mittwoch (nach Redaktionsschluß) wider Erwarten die Italiener aus dem Wettbewerb werfen, würden die Deutschen als einer der zwei besten Verlierer nachrücken und könnten sich doch noch ihren Olympia- Traum erfüllen. Ob das verdient wäre, bleibt eine andere Frage. to
Deutschland: Gospodarek - Nowotny - Oliver Schmidt (74. Ehlers), Beuchel - Rydlewicz (46. Neuendorf), Ramelow, Nerlinger, Hengen - Ricken - Bäron, Feldhoff (59. Hagner)
Zuschauer: 25.000 (ausverkauft)
Tore: 1:0 Pires (29.), 2:0 Pires (32.), 3:0 Maurice (42.), 4:0 Maurice (77.), 4:1 Nerlinger (77./Foulelfer)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen