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Die Schiebung ist beendet

■ Zwei letztes Jahr in die Türkei zwangsverfrachtete kurdische Kinder kehrten nach Deutschland zurück

Stuttgart (taz) – Die beiden sechs und zwei Jahre alten kurdischen Kinder Arzu und Murrat A., die Anfang dieses Jahres am Flughafen Stuttgart von Bundesgrenzschutzbeamten ihren Eltern entrissen und in die Türkei abgeschoben worden waren, sind nach Deutschland zurückgekehrt. Mitglieder von Medico international und dem Frankfurter Newroz-Koordinationskomitee begleiteten sie gestern mit dem Flugzeug von Istanbul nach Stuttgart, wo sie ihre hier lebenden Eltern im Empfang nahmen.

Die Abschiebung hatte bundesweit Empörung ausgelöst, da die Kinder mit einem gültigen Visum eingereist waren, am Flughafen

aber von ihren Eltern und nicht von der in den Papieren ausgewiesenen Person abgeholt wurden. Daraufhin hatten die Beamten die Kinder kurzerhand wieder ins Flugzeug gesetzt und abgeschoben. Die aufgebrachten Eltern wurden in ein psychiatrisches Krankenhaus eingewiesen.

Die Proteste führten schließlich dazu, daß sich auch das Auswärtige Amt für die Rückholung der Kinder einsetzte und „aus humanitären Gründen“ ein Einreisevisum ausstellte. Am Wohnort der Eltern, in Villingen (Baden-Württemberg) hatten ebenfalls Bürger – unter ihnen auch CDU-Oberbürgermeister Manfred Matusza – gegen die brutale Abschiebung pro

testiert. Der Besitzer des Sportbootherstellers „Yachting Land“ erklärte sich außerdem bereit, die Kosten für die Rückreise der beiden Kinder zu übernehmen.

Unter Tränen bedankte sich gestern die Mutter von Arzu und Murrat über die Hilfe, die zur Rückkehr ihrer Kinder beigetragen hat.

Die Reisebegleiterin, eine Deutsche aus Lindau, berichtete von Behinderungen und gewalttätigen Übergriffen türkischer Behörden gegen die Menschenrechtsdelegation, die die Kinder in ihrem vom Krieg in Mitleidenschaft gezogenen Heimatdorf Pazarcik im kurdischen Teil der Türkei abgeholt hatte. Philipp Maußhardt

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