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Rinderwahnsinn und Bullenbrutalität

■ Hart aber spaßig: „Bronx Boys“ und „X-Cops“ im Wehrschloß

Harte schwarze Jungs mit US-Ghetto-Vergangenheit üben seit eh und je, zumindest aber seit der Erfindung des Gangsta-Rap, eine besondere Faszination auf weiße deutsche Mittel- bis Wohlstandskids aus. Die Hamburger „Bronx Boys“ sind dem jedenfalls anheim gefallen, scheinen dabei aber eine gehörige Portion Ironie mitrappen zu lassen. Sie huldigten Ice-T und seinen Spießgesellen zunächst, indem sie Songs von Ice-T's Bandprojekt „Bodycount“ ins Norddeutsche übersetzten und musikalisch täuschend echt nachspielten. So wurde das Stück „Bodycount“ zu „Leichenzähler“, und das in Polizeikreisen umstrittene „Copkiller“ wurde, recht frei übersetzt, zum in Landwirtschaftskreisen umstrittenen „Kuhmörder“. Textprobe: „Kuhmörder – Bauern trauern / Kuhmörder – Bullenbrutalität!“

In ihrem ersten Album bleibt es allerdings bei diesen beiden Coverversionen. Der Rest ist selbst erarbeitet, schlägt aber musikalisch und textlich in die gleiche Kerbe: harter HipHop-Groove mit noch härteren Metal-Gitarren und Straßenanekdoten, die die „Bronx Boys“ garantiert nicht selbst erlebt haben. Neben den Stories über Drogen und Mädels und vor allem über Mädels, die Drogen verkaufen, werden die Top-Themen Rinderwahnsinn (“Sei ein Mann – steck dich an“) und Formel 1 behandelt, und dem Hamburger Homie Udo Lindenberg wird Respekt gezollt.

Sollten die gemeingefährlichen „Bronx Boys“ bei ihrem Wehrschloß-Konzert am Samstag über die Strenge schlagen, ist der starke Arm des Gesetzes nicht weit. Verkleidungen sind in der populären Musik keineswegs mit „Dschingis Khan“ oder „Village People“ gestorben. Die Showrocker „Gwar“ bemühten sich stets, wie außerirdische Monster auszusehen, waren aber vielen nicht gruselig genug. Deshalb heißen „Gwar“ jetzt „X-Cops“ und gehen in Sachen Horrorverkleidungen noch einen Schritt weiter: Nun rocken sie als Streifenpolizisten.

A. N.

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