: Rotes Kreuz: Minen ohne militärischen Nutzen
■ Jährlich werden 20.000 Menschen durch Minen getötet oder verstümmelt
Genf (dpa/taz) – Im Kampf um eine weltweite Ächtung von Landminen hat das Rote Kreuz diesen besonders heimtückischen Waffen jeglichen militärischen Nutzen abgesprochen. In einer gestern vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vorgelegten Studie erbringen hochrangige Militärs den Nachweis, daß Landminen keine „unersetzlichen Waffen von hohem militärischen Wert sind“. Im Gegenteil: „Der militärische Nutzen der Anti-Personen- Minen steht in keinem Verhältnis zu ihren hohen menschlichen und sozialen Kosten“, sagte der ehemalige britische Brigadegeneral Patrick Blagden. Daher unterstützten die beteiligten Militärs den Aufruf zur Ächtung dieser Waffen.
Nach Schätzungen des Roten Kreuzes lauern heute in 68 Ländern rund 110 Millionen dieser „potentiellen Killer“ auf ihre Opfer. Durch Minen werden jährlich über 20.000 Menschen getötet oder verstümmelt. „Nur einmal haben Minen in den vergangenen 55 Jahren, sarkastisch gesagt, Erfolg gehabt“, meinte der Brite, und zwar an der ehemaligen innerdeutschen Grenze. Doch auch dort hätten sich die Waffen nicht gegen Armeen, sondern gegen Zivilisten gerichtet.
Der Einsatz von Landminen wurde von 39 Militärs aus 15 Ländern untersucht. In den vergangenen Jahrzehnten seien diese Waffen nahezu in jedem bewaffneten Konflikt eingesetzt worden. Es habe sich jedoch gezeigt, daß Militärs auf Minen verzichten könnten. Die Verlegung und Instandhaltung eines Minenfeldes nach internationalen Gesetzen sei zeitaufwendig, teuer und gefährlich, weshalb die Vorschriften bei Konflikten selten eingehalten würden. Die Studie unterstreicht, daß die derzeit entwickelte neue Generation „fernverlegter“ Anti-Personen-Minen – sie werden mit Artillerie verschossen oder von Flugzeugen abgeworfen – keinesfalls nur der Verteidigung dienen. Diese Waffen kosteten mehr zivile Opfer.
Im Januar hatten sich die 50 Mitgliedsstaaten der UNO-Konvention über besonders heimtückische Waffen in Genf erneut nicht auf schärfere Einsatzvorschriften für Landminen einigen können. Vom 22. April bis 3. Mai wollen die Länder in Genf einen neuen Einigungsversuch unternehmen.
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