: Rotgrüne Eier gleich nach Ostern
■ SPD und Grüne wollen über Koalition in Kiel verhandeln
Schweigsam gaben sich Schleswig-Holsteins Sozialdemokraten gestern nachmittag. Zumindest in der Öffentlichkeit hielten sich Ministerpräsidentin Heide Simonis und Genossen zunächst mit Äußerungen zurück. Die Tendenz nach Abschluß der „Sondierungsgespräche“ mit SSW, FDP und Grünen war dennoch nicht zu übersehen: Zu Koalitionsverhandlungen mit der neu in den Landtag eingezogenen Öko-Partei hat die SPD keine Alternative.
Am Abend wollte Simonis zunächst Landesvorstand und Landesausschuß ihrer Partei über ihre Erkenntnisse informieren. Und beide Gremien kamen kurz vor Redaktionsschluß der taz zu dem erwarteten Ergebnis: Nach Ostern sollen förmliche Koalitionsverhandlungen mit den Grüne beginnen.
Erleichtert wurde diese Entscheidung dadurch, daß die Liberalen im gestrigen Sondierungsgespräch kein Koalitionsangebot machten. Der FDP-Landesvorsitzende Jürgen Koppelin erklärte lediglich, es habe bei dem Treffen keine konkreten Ergebnisse gegeben, und er habe „auch keine erwartet“. Denn „ bei der SPD gibt es einen klaren Fahrplan für Gespräche mit den Grünen“, behauptete Koppelin mit leichter Resignation.
Die rührt aber eher daher, daß eine sozialliberale Regierung in Kiel keine parlamentarische Mehrheit hätte und auf die Duldung durch den Südschleswigschen Wählerverband angewiesen wäre. Die beiden Abgeordneten des dänisch orientierten SSW hatten jedoch den Sozialdemokraten am Mittwoch deutlich gemacht, daß ihre Sympathien für die Grünen ausgeprägter seien als für die Gelben. Auf den SSW als Mehrheitsbeschaffer könne eine sozialliberale Koalition sich nicht verlassen.
Die Verhandlungen mit den Grünen, von Simonis im Wahlkampf gern als „Laienspieltruppe“ abqualifiziert, dürften jedoch nicht allzu einfach werden. Deren sechs Abgeordnete stehen unter erheblichem Druck ihrer Basis, ein „klares grünes Profil“ gegen die Sozialdemokraten durchzusetzen. Zu Wochenanfang hatte die Fraktion sich erheblichen Mißmut zugezogen, als sie den Eindruck erweckte, ihr ginge es in FDP-Manier mehr um Posten und Ressorts als um politische Inhalte (taz berichtete).
Und auch Ministerpräsidentin Simonis tut sich mit der Ökopartei schwer: „Nur im Märchen wird aus einem grünen Frosch, wenn man ihn küßt, ein Prinz“, war ihr Standardsatz im Wahlkampf. Zudem wird ihr ein Un-Verhältnis zur grünen Spitzenfrau Irene Fröhlich nachgesagt: „Die treibt der Heide Pickel auf die Haut“, verlautete aus ihrer Umgebung. Sven-Michael Veit
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