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Nicht ohne unsere Bombe

■ Ohne Abrüstung besteht der Süden auf Atomoption

Geht die Abrüstung bei den Atomwaffen über den Abbau der strategischen Arsenale hinaus, die Washington und Moskau nach Ende des Ost-West- Konflikts für überflüssig erachteten? Gibt es folglich bald eine atomwaffenfreie Welt? Oder können die Vereinigten Staaten und die anderen vier offiziell anerkannten Atomwaffenmächte ihr bisheriges Privileg und ihre Arsenale auf Dauer sichern? Können sie sich gar die Option auf die Entwicklung neuer Waffengenerationen mit veränderten militärischen Optionen offenhalten? Diese zentralen Fragen bestimmten im letzten Jahr schon die New Yorker Verhandlungen über die Verlängerung des Vertrages über die Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen (NPT). Auch die derzeitigen Verhandlungen der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz über ein „umfassendes Teststoppabkommen“ (CTBT) beschäftigen sich wieder damit.

In New York konnten sich die fünf Atomwaffenmächte mit der unbegrenzten und bedingungslosen Verlängerung des Nichtweiterverbreitungsvertrags ihr Privileg noch einmal sichern. Dafür gaben sie dem „Rest der Welt“ die Zusage, sich danach endlich auf ernsthafte Verhandlungen über die atomare Abrüstung einzulassen.

Daß diese Zusage nicht ernst gemeint war, bewiesen die atomwaffenbesitzenden Westmächte USA, Großbritannien und Frankreich sowie ihre westlichen Verbündeten diese Woche während der UNO-Konferenz in Genf. Dort lehnten sie den Antrag von Indien und zwanzig weiteren Staaten des Südens auf Aufnahme von Abrüstungsverhandlungen ab. Diese Entscheidung sowie neue Indizien für Pläne der USA zur Entwicklung neuer Atomwaffen könnten zum endgültigen Scheitern der Genfer Teststoppverhandlungen beitragen. Das ließe dann auch atomaren Schwellenländern wie Indien, Pakistan und Israel die Option offen, eines Tages offen nukleare Testexplosionen durchführen zu können, ohne damit gegen ein internationales Abkommen zu verstoßen.

Die Hauptverantwortung für ein Scheitern läge dann allerdings nicht in Neu-Delhi, wie die Clinton-Administration seit Beginn dieser Genfer Verhandlungsrunde im Januar zu suggerieren versucht. Sie läge in Washington. Andreas Zumach, Genf

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