piwik no script img

Die Milchmädchenrechnung der Expo

■ Der Bundesrechnungshof meint , Einnahmen aus Sponsoring seien in den Expo-Plänen viel zu hoch angesetzt

Hannover (taz) – In einem gesonderten Bericht hat sich der Bundesrechnungshof jetzt der Weltaustellung Expo 2000 angenommen, die bisher kostendeckend geplant war – zumindest auf dem Papier. Der vertrauliche Prüfbericht, mit dem der Haushaltsausschuß des Bundestages sich noch zu befassen hat, teilt diese optimistische Sicht allerdings keineswegs. Weitere Mittel könnten von den Expo-Gesellschaftern, vom Bund und vom Land Niedersachsen, gefordert werden, stellen die Rechnungsprüfer fest. Eine erfolgreiche Durchführung der Weltausstellung sei trotz des Wechsels in der Geschäftsführung der hannoverschen Expo-Gesellschaft noch nicht als gesichert anzusehen, heißt es in dem Papier, das der taz vorliegt.

Knapp fünf Jahre vor Austellungbeginn vermissen die Prüfer immer noch ein schlüssiges Konzept. Vor allem den großzügigen Schätzungen der Sponsorengelder steht der Bundesrechnungshof skeptisch gegenüber. Nach dem Wirtschaftsplan der Expo-Gesellschaft sollen die Kosten der Ausstellung von knapp drei Milliarden Mark vor allem durch Sponsoring und Eintrittsgelder gedeckt werden. Die Rechnungsprüfer argwöhnen nun, daß die Expo-Gesellschaft einen Teil der erwarteten Sponsorengelder gleich mehrfach in ihren Wirtschaftsplan eingetragen hat.

1,06 Milliarden Mark sieht der Plan an Einkünften der Expo GmbH aus „Sponsoring, Konzessionen, Vermarktungsrechten und Sachleistungen von Unternehmen“ vor. Nur hatte die von der Expo-Gesellschaft selbst beauftragte Sponsoring-Agentur zunächst nur einen Betrag von 568 Millionen Mark als realistisch angenommen. Die Agentur müßte nach dem Rechnungsbericht selbst 1,2 Milliarden Mark einwerben, damit am Ende nach Abzug der Provision der Expo-Gesellschaft 1,06 Milliarden Mark zur Verfügung stehen.

Für das Expo-Motto „Mensch, Natur, Technik“, Herzstück der Ausstellung, hofft die Gesellschaft außerdem auf weitere erhebliche Sponsorengelder. 350 Millionen sind nach dem Expo-Wirtschaftsplan für Bau und Gestaltung des Themenparks angesetzt. Kosten wird er dagegen nach einer Berechnung der Expo-Gesellschaft, die der Rechnungshof zitiert, rund eine Milliarde Mark.

Nach den Vorstellungen der Expo GmbH sollen die fehlenden 650 Millionen wiederum über ein gesondertes Themenpark-Sponsoring aufgebracht werden. Nach Meinung des Rechnungshofes werden aber die Unternehmen ihr Engagement für die Weltausstellung wirtschaftlich als Einheit einstufen. Eine Beteiligung von Unternehmen am Themenpark drohe deshalb, lediglich zur Verlagerung und nicht zur Erhöhung von Sponsorengeldern zu führen.

Darüber hinaus will die Expo- Gesellschaft sich auch Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung gesondert finanzieren lassen. Auch solche Maßnahmen könnten nach Auffassung des Bundesrechnungshofs die Bereitschaft der Unternehmen mindern, an anderer Stelle Sponsorenmittel zur Verfügung zu stellen. Und so will der Bundesrechnungshof denn auch nicht ausschließen, daß Land und Bund als Expo-Gesellschafter noch einmal Geld dazuschießen müssen. Jürgen Voges

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen