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Gute Noten für die Chemie

■ IG Metall würde Tarifeinigung „sofort“ übernehmen

Bonn/Frankfurt (AP/AFP) – Die IG Metall würde einen Tarifabschluß nach dem Vorbild der Chemieindustrie sofort unterzeichnen. Der zweite Vorsitzende, Walter Riester, sagte gestern, das Modell greife mit der Einigung zur Altersteilzeit und dem Abbau von Überstunden wesentliche Aspekte des von seiner Gewerkschaft vorgeschlagenen „Bündnisses für Arbeit“ auf. Auch die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) bezeichnete den Abschluß als vorbildlich.

Riester betonte in der ZDF- Sendung „Halb 12 – Eser und Gäste“, der am Freitag geschlossene Tarifvertrag schaffe Arbeitsplätze. In der Metallindustrie fehle aber ein Tarifpartner mit einem klaren Mandat. Die Arbeitgeber seien nicht handlungsfähig, weil immer mehr Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie aus den Verbänden austräten.

Die Tarifparteien der westdeutschen Chemieindustrie hatten sich in einem Pilotabschluß für den Bezirk Rheinland-Pfalz auf einen Lohnzuwachs um zwei Prozent und ein „Bündnis für Arbeit“ geeinigt, mit dem 25.000 neue Arbeitsplätze geschaffen werden sollen. ArbeitnehmerInnen können ab dem 55. Lebensjahr bei 85 Prozent ihres bisherigen Nettoentgelts in Altersteilzeit gehen. Überstunden sollen innerhalb eines Monats in Freizeit ausgeglichen werden.

BDA-Präsident Klaus Murmann sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung, die moderate Lohnerhöhung von zwei Prozent sei die Grundlage für die Sicherung von Arbeitsplätzen. Die IG Metall stelle diese Reihenfolge auf den Kopf, indem sie erst Garantien für Beschäftigung wolle und dann angemessene Lohnerhöhungen anbiete. Der Chemieabschluß sei aber nicht auf alle Wirtschaftszweige übertragbar. Krisenbranchen müßten darunter bleiben.

Der IG-Metall-Vorsitzende, Klaus Zwickel, warnte Unternehmen davor, den Flächentarifvertrag zu kündigen und einen Verband ohne Tarifbindung zu gründen, wie es der designierte Gesamtmetall-Präsident, Werner Stumpfe, vorgeschlagen hatte. Stumpfe hatte vor einigen Tagen erklärt, das „Bündnis für Arbeit“ sei tot. Dies würde zu Chaos und täglich neuen Streiks führen, schrieb Zwickel in der Leipziger Volkszeitung. Sollte Stumpfe die Tarifautonomie auf die Betriebe verlagern wollen, werde es zu „Konflikten bis hin zu Streiks, von Betrieb zu Betrieb, das ganze Jahr über“ kommen, drohte Zwickel. Auch Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt sagte am Wochenende, das von der IG Metall vorgeschlagene „Bündnis für Arbeit“ sei in der geplanten Form nicht machbar.

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