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Schadensbegrenzung

■ Washington zieht Dokument zu Atomwaffenplänen als „veraltet“ zurück

Genf (taz) – Die Clinton-Administration hat ein Dokument des Washingtoner Energieministerium (DOE) über Pläne zur Entwicklung neuer Atomwaffen als „veraltet“ bezeichnet und aus dem Verkehr gezogen. Eine kalifornische Zeitung und die taz hatten über die Pläne berichtet. Diplomaten bei der Genfer UNO-Abrüstungskonferenz hatten daraufhin erklärt, diese könnten „zur Bombe für die Teststoppverhandlungen“ werden.

Anfang dieses Jahres plazierten Nuklearwaffenexperten der DOE- Abteilung für „Forschung und Fusion“ eine Übersicht ihres Arbeitsprogramms auf dem „World Wide Web“ des Internet. Daraus geht hervor, daß das DOE und die ihm unterstellten drei Atomwaffenlaboratorien der USA, Lawrence Livermore, Los Alamos und Sandia, weiterhin an der Entwicklung neuer Atomwaffensprengköpfe arbeiten. Hauptsächlich diesem Zweck dienten die geplanten Computersimualationen, Experimente mit Riesenlasern sowie die ab Juni 96 in der Nevada-Wüste vorgesehenen „subkritischen Tests“ (ohne nukleare Kettenreaktion und Explosion). Nach offizieller Version Washingtons wurden hingegen alle Neuentwicklungsprogramme bereits 1992 eingestellt.

Nach den Veröffentlichungen zog das DOE nicht nur das Dokument vom Internet zurück, sondern schloß die gesamte „Home Page“ zu verteidigungspolitischen Themen. Der Direktor der Abteilung, Robert DeWitt, entschuldigte sich für die Internet-Plazierung des Dokuments, das aus dem Jahr 1992 stamme und „völlig veraltet“ sei.

Diese Version ist jedoch wenig glaubwürdig: Das Dokument, das der taz vorliegt, enthält nicht nur Hinweise auf die Budgetanforderungen des DOE an den US-Kongreß für die Haushaltsjahre 1995 und 1996, sondern auch Begriffe, die von der Clinton-Administration erst 1995 eingeführt wurden; so zum Beispiel die Bezeichnung „Stockpile Stewardship Program“ für die künftigen Tests und Experimente. Andreas Zumach

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