■ Cash & Crash: Euro kommt später
Berlin (taz) – „Wir sind zuversichtlich“, heißt eine Liedzeile von Konstantin Wecker. Das wäre ein schönes Motto für den Jahresbericht 1995 des Europäischen Währungsinstituts (EWI) gewesen. Die Banker des EWI sitzen in Frankfurt am Main und sollen dereinst die europäische Währung herausgeben. „In den meisten Ländern liegt die Teuerung auf einem Niveau, das Preisstabilität bedeutet oder ihr sehr nahekommt“, meint der Jahresbericht. Drei Prozent wurde das Geld 1995 im EU-Schnitt weniger wert, allerdings von 1 Prozent Inflation in Finnland oder 1,6 bei den Deutschen bis zu Griechenland mit 9,3 Prozent. Auch die langfristigen Zinsen in der EU glichen sich an. Zwischen den Zeilen des Berichts sieht das EWI jedoch wenig Chancen, daß die Währungen wie geplant 1999 fusionieren. Schließlich werden bei der „großen Konvergenzprüfung“ 1997 nicht nur die Inflationsrate und das Zinsniveau bilanziert, sondern auch die Staatsverschuldung. Und da sieht's düsterer aus. Laut Maastricht-Vertrag darf sich ein Staat höchstens mit 3 Prozent seines Bruttoinlandproduktes jährlich neu verschulden. 1995 lagen die EU-Mitglieder aber im Schnitt bei 4,7 Prozent, für 1996 wird mit 3,8 Prozent gerechnet. Nur drei Staaten liegen derzeit unter der Grenze. Der Starttermin in drei Jahren kann laut EWI nur eingehalten werden, wenn die Staatsfinanzen entschlossener saniert würden und die Wirtschaftsentwicklung „zufriedenstellend“ verläuft.
Die Regierungschefs werden das mit Grausen hören. Schließlich sparen sie schon heftig und kämpfen im Schnitt mit einer Arbeitslosenrate von 10,9 Prozent – und weil die Wirtschaft ebensowenig zufriedenstellend vor sich hin dümpelt, wird's wohl noch etwas dauern mit dem Euro. rem
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