■ betr.: Berichterstattung zum „Rin derwahnsinn“

Es ist nicht der Moment, die Rinderseuche zu verharmlosen, die Sache ist viel zu ernst; dennoch: Wie können wir erklären, daß wir 8.000 Verkehrstote jedes Jahr in Deutschland akzeptieren und uns jeden Morgen brav in unser Auto setzen und nicht daran denken, auch nur eines davon abzuschlachten?

Ist das Vorhaben, zwölf Millionen englische Rinder abzuschlachten, „verhältnismäßig“ (wie es die Juristen zu sagen pflegen) oder ist es eine Gefühlsreaktion? Und wenn schon Gefühl, warum nicht auch für die armen Rinder, von denen sicherlich 99,9 Prozent völlig gesund sind? Was tun? Unabhängige sachliche Experten anhören und: endlich aufhören, Tiere artfremd zu ernähren, nicht nur Rinder. Siegfried Baumgart,

Durmersheim

Schön, daß Ihr so oft über Biofleisch berichtet. Doch so toll, wie Ihr es aus dem Allgäu schildert, sieht die Welt für Biobauern nicht überall aus. Im Gegenteil: Es ist ganz schön schwer, diese edlen Fleischteile zu vermarkten. Schade auch, daß Ihr schreibt: „Umweltschonend und artgerecht erzeugtes Putenfleisch gibt es hierzulande kaum zu kaufen.“ Auch das gibt's von einigen Biohöfen. Vielleicht mögt Ihr Eure Leser ja auch schlau machen, wo sie das kaufen können? Zur Unterstützung des Verkaufs der Biofleischerzeuger habe ich gerade einen taschenformatigen Biofleischführer „Fit Food – Biofleisch in Deutschland“ herausgebracht, aus dem unter anderem genau zu ersehen ist, welche Fleischsorten wo zu haben sind [...] Damit kann man nicht nur sicher sein, daß die Tiere von hier sind, sondern auch aus Biozucht, ohne Fremdbesamung und Embryonentransfer auf diese Welt gekommen. Auch Futtermittelzusätze aus Tierkörpermehl, Masthilfsmittel und Antibiotika sind am Entstehen dieses Fleisches nicht beteiligt. [...] Brigitte Vallenthin, Marburg

Seit längerer Zeit verfolge ich die Berichterstattung der taz zum Thema „Rinderwahnsinn“. Durch Horrormeldungen in den letzten Tagen nimmt auch die Polemik und Diffamierung in den Artikeln zu. Ich finde das sehr übel und dem Problem wenig dienlich. Nachfolgend möchte ich vier Zitate aus der taz der vergangenen Tage kommentieren: 25. 3. 96: Ralf Sotscheck: „1989 wurde in Großbritannien die Fütterung mit Tierkörpermehl eingestellt.“

27. 3., Ralf Sotscheck, Christian Rath: „die erkrankten Rinder werden zu Tierkörpermehl verarbeitet und an andere Kühe verfüttert“. Sie widersprechen sich in den eigenen Artikeln. Für wie blöd halten Sie die Bauern?

26. 3., Anita Idel: „Die Briten wären gut beraten, wenn sie alle ihre elf Millionen Rinder töten würden ... das wäre zwar ein riesiges logistisches Problem ...“ Frau Idel nennt sich Tierärztin. Sie sollte wissen, daß sie diesen Krankheitserreger nicht durch die Verbrennung von elf Millionen Rindern beseitigen kann. Das ist doch lediglich die Lust an Horrorszenarien: Elf Millionen Rinder sollen brennen!

28. 3., „Nach Schätzung der Arbeitsgemeinschaft deutsches Fleisch ist in den vergangenen Tagen der Verkauf von Rindfleisch um mehr als zwei Drittel zurückgegangen.“

Mein Kommentar: Welch ein grandioser Sieg der Medien! Es ist für mich beängstigend, wie sich die „mündige“ Bevölkerung durch reißerische Berichterstattung der Medien manipulieren läßt. [...] Robert Wolz, Land- und Forst-

Wirt, Michelbach

[...] Hoffentlich wird uns Menschen und insbesondere den Politikern, die aus den Schweinepest- Seuchengängen nicht die erforderlichen Konsequenzen gezogen hatten, nun endlich durch den Rinderwahnsinn bewußt, daß uns die moderne (Massen-)Tierhaltung letztlich sehr teuer zu stehen kommt!

Was wir brauchen, ist eine ethisch vertretbare Landwirtschaftspolitik,

– die im Tier nicht nur ein Produktionsmittel gleich einer Maschine sieht, sondern das Mitgeschöpf,

– die uns mit Lebensmitteln versorgt und nicht mit Ramschware zu Dumpingpreisen,

– die unserer Gesundheit dient und nicht zur Zunahme von ernährungsbedingten Krankheiten führt,

– die die Tiere nicht zu Nahrungsmittelkonkurrenten macht und dadurch den Hunger der Dritten Welt fördert,

– die den Landwirten soziale Gerechtigkeit gewährt und sie nicht dazu verleitet, gemeingefährliche Mittel zur Produktionssteigerung einzusetzen.

Wenn diese Neuorientierung aufgrund von BSE gelingen sollte, dann hätte diese fatale Angelegenheit wenigstens noch etwas Gutes gezeitigt! Eckard Wendt, Heikendorf