3.000 beim Frühjahrsputz

Das Wendland und seine FreundInnen waren an Ostern auf den Beinen, um sich auf den Empfang der Castor-Behälter einzustimmen. Dieses Jahr gilt: „Die Masse macht's!“  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

Der Widerstand gegen den zweiten Castor-Transport formiert sich: Gleich 3.000 AKW-Gegner haben am Ostersamtag mit Blockaden und Demonstrationen in Dannenberg das Startsignal gegen den Atommülltransport gegeben, der am siebten und achten Mai aus Frankreich ins Wendland rollen soll.

Die „Aktion Frühjahrsputz“, zu der diesmal nicht die BI Lüchow- Dannenberg, sondern ein Bündnis von zahlreichen wendländischen Anti-Castor-Gruppen aufgerufen hatte, begann am Samstag mittag mit einer Demonstration von gut 2.000 überwiegend einheimischen AKW-Gegnern, die von einem Treckerkonvoi und einer Reiterstaffel begleitet vom Rand der Innenstadt zum Dannenberger Marktplatz führte. Dort herrschte zunächst bei Kaffee und Kuchen und allerlei symbolischen Anti-Castor-Aktionen ein buntes Treiben mit Eierfärben, Ponyreiten und Probesägen am aufgebockten Schienenstück.

Ab 13.30 Uhr blockierte die wendländische Bäuerliche Notgemeinschaft mit etwa fünfzig Traktoren die Umgehungstraße. Als die Polizei die Straßenblockade mit einen recht harten Einsatz zu räumen begann, erhielten die Bauern sehr schnell Unterstützung von einem Großteil der zwischenzeitlich rund 3.000 Castor-Gegner vom Marktplatz. Nach Ende der zweistündigen Straßenblockade nahmen sich kleinere Gruppen auch noch die Castor-Bahnstrecke vor. Dabei blieben im Bereich des Dannenberger Westbahnhofs Bahngleise unbrauchbar zurück. Schon am Samstag morgen hatten Unbekannte weit vor Danneberg bei Zernien auf der Castor-Bahnstrecke eine Blockade aus Baumstämmen errichtet.

Die Polizei stellte nach eigenen Angaben am Samstag die Personalien von 15 Demonstranten fest und nahm einen Castor-Gegner vorübergehend in Gewahrsam. Die BI-Lüchow-Dannenberg wertete die Aktion Frühjahrsputz, an der sich auch zahlreiche junge, eher dem autonomen Spektrum zuzurechnende Castor-Gegner beteiligten, als Erfolg. „Angsichts der Mund-zu-Mund-Propaganda, mit der vor allem für die Demonstration in Dannenberg mobilisiert wurde, ist eine stattliche Zahl zusammengekommen“, sagte BI- Sprecher Emhke gestern. Er zeigte sich auch über den gewaltfreien Ablauf der Aktion befriedigt.

Für die Castor-Transportwoche Anfang Mai hat sich die BI als Ziel gesetzt, diesmal doppelt so viele DemonstrantInnen auf die Beine zu bringen wie im vergangenen Jahr beim ersten Castor-Transport ins Wendland. „Die Masse macht es in diesem Jahr“, sagte Emhke. „Nur so läßt sich der Preis für jeden Transport immer weiter in die Höhe treiben.“

Zum Abschluß der Aktion Frühjahrsputz wurde am Samstag am Rande der Dannenberger Innenstadt auch ein Anti-Castor- Denkmal eingeweiht, das die Bürgermeisterin der Stadt gern als Geschenk entgegennahm: Das Denkmal wiegt zweieinhalb Tonnen, ist 2,80 Meter hoch und zeigt über Eisenbahngleisen als Stopp-Castor- Symbol zwei zum „X“ zusammengeschweißte Schienenstücke. Die BI Lüchow-Dannenberg beginnt ihre Kampagne gegen den zweiten Castor heute abend – mit einer Demonstration am Dannenberger Ostbahnhof. Denn ab heute soll in der französischen WAA La Hague der zweite Gorleben-Castor beladen werden.